Andalusien

Wir starten mal wieder von unserem Heimatflughafen FMO. Es ist morgens um 6:10 Uhr und auf dem gesamten Flughafen herrscht Totentanz. Einige wenige Stewardessen und Leute der Sicherheitsgesellschaft langweilen sich und freuen sich über jeden einzelnen Passagier, wo gibt es das noch?

 

Alle Verantwortlichen scheinen zu dieser frühen Stunde wohlgelaunt.

 

Wir starten pünktlich, es war nicht anders zu erwarten, es handelt sich schließlich um einen Zubringerflug nach Frankfurt. Das Gefährt muss noch angesichts der Minustemperaturen enteist werden, dann jedoch startet der Hop-on-hopp off. In Frankfurt gelandet warten auf uns 4 lange Stunden des Wartens bis auch unser Anschluss nach Malaga abhebt. Wir nutzen unsere Zeit für ein mäßiges Frühstück. Wer behauptet, Fliegen sei eine zeitsparende Reisemöglichkeit, dem kann man nur bedingt zustimmen. Wir sind auch immerhin von Haus zu Haus gute 11 Stunden unterwegs.

 

Aber nach der Landung besteigen wir unseren äußerst preiswerten Mietwagen und machen uns auf den Weg in das gut 150 Kilometer entfernte Granada. Unser Eurostar Hotel liegt in der Altstadt, 10 Schritte von der Kathedrale entfernt. Den Wagen parken wir für 25 Euro pro Tag in der nahen Garage. Wir schlendern durch die Altstadtgassen und kommen in die Kapelle Real neben der Kathedrale. Hier befinden sich die Grabmäler von den katholischen Königen, darunter auch die Gebeine von Isabella und Ferdinand, die man 1521 hierhin umbettete. Es gibt in dieser Gegend um die Kathedrale noch zahlreiche Zeugnisse aus maurischer Zeit, so besuchen wir noch die ehemalige Koranschule. Zu Abend essen wir eher zufällig in einem sehr netten Restaurant Names Sibarius an der Plaza Bib Rambla. Das Essen ist vorzüglich und auch der Rotwein aus der Region Granada ist sehr gut aber mit 15% auch recht anspruchsvoll.

 

Am folgenden Morgen starten wir nach einem super Frühstück in den Tag. Wir lassen uns vom Taxi zur Alhambra bringen und treffen unseren Guide am Haupteingang des Ticketschalters. Es bestehen zahlreiche Schilderungen, wie die Leute beschwerlich zu ihren Eintrittskarten gelangten. Bei uns verhielt es sich folgendermaßen: Stefan erstand die Voucher für eine 3-stündige, in englischer Sprache geführte, Tour bei Get-Your-Guide. Die Voucher hatte er vorab ausgedruckt. An der großen Hinweistafel oberhalb des Haupteinganges trafen wir unseren Guide, der uns namentlichen unsere Tickets für den Eintritt aushändigte. Die Gruppe bestand vorwiegend aus einer Reisegruppe von Senioren und zwei  reisenden Paaren. Eines waren nun wir.

 

Dem der Senioren angemessenen Schrittes bewegten wir uns zunächst zu einem ca. 5 Gehminuten entfernten Einlass zu den Nassridenpalästen. Man erhält mit den Tickets eine Einlasszeit, welche man tunlichst einhalten sollte. Es kursieren zahlreiche Beschreibungen im Netz, die sich mit diesem Thema befassen. Auch wird das mäßig freundliche Personal bemängelt. All dies können wir nicht bestätigen, es mag an der Reisezeit liegen. Ich möchte mir ein Gewusel von Besuchern in den Hauptreisemonaten kaum vorstellen. Es haben pro Tag maximal 7000 Besucher Einlass. Eine kluge Entscheidung, wie ich finde. Angesichts dieser Beschränkung sollte man also seine Tickets unbedingt  in den Sommermonaten vorab  buchen.

 

Wir huschten in der Line für Gruppen an den zahlreichen Chinesen (die sind ja um diese Zeit wieder um das chinesische Neujahr unterwegs) vorbei und waren in Windeseile in den Nassridenpalästen. Diese sind ein absolutes Highlight. Uns kommen nun wieder die Erinnerungen an unsere Reise der Seidenstraße im vergangenen Frühjahr in den Sinn und wir können von unseren Erfahrungen profitieren. Die Ornamentik ist ja sehr markant und von unbeschreiblicher Intensität.

 

Der Nasridenpalast mit dem Löwenhof ist unbestritten der absolute Höhepunkt an maurischer Kunst auf dem europäischen Kontinent.  Mohammed I. , oder genauer gesagt Mohammed ibn Yusuf ibn Nasr, ließ sich hier mit dem Regierungssitz und seinen privaten Gemächern nieder und gründete in Granada 1238 die Dynastie der Nasriden. Bis 1492, also bis zur Zeit der katholischen Inquisition herrschten die Mauren in Granada und die Festung wurde ausgebaut. Die Anlage war umgeben von der befestigten Oberstadt, die Alcazaba. Der maurische Stil und die arabische Kunst sind mal wieder überwältigend und zu recht zählt die Alhambra zu den meistbesuchten Attraktionen Europas. Kaiser Karl V. ließ Mitte des 16. Jh. einen prächtigen Palast bauen, der jedoch nie fertiggestellt  oder von dem Herrschergeschlecht bezogen wurde. Der Palast sollte Zeugnis der Überlegenheit des Christentums über den Islam sein und so liess man sogar Teile der Nasridenpaläste dafür abreißen. 1609 erließ dann Philipp II. ein Edikt, welches die Vertreibung Mauren vorsah.

 

Auch die Gärten und der Sommerpalast, der Generalife sind immer eine Besichtigung wert, sogar jetzt bei Regen in der kalten Jahreszeit. Die Gartenanlage mit den Wasserkanälen und Springbrunnen ist Zeugnis eines perfekten islamischen Gartens.

 

Nach 3 Stunden des Staunens verabschiedet sich der Guide und wir erkunden Teile des Geländes nochmals auf eigene Faust. Zunächst jedoch gibt es eine kleine Pause im Café im Innenhof des Parador Hotels. Wir genießen leckeren Kuchen mit  Tee und Kaffee. Außer der Nasridenpaläste kann man ganz entspannt nochmals die Anlage besichtigen. Leider nimmt der Regen zu, sodass wir uns dann doch für den Abstieg in die Altstadt von Granada entscheiden. Es geht durch einen recht steilen bewaldeten Weg bis zur Altstadt, die sich direkt unterhalb der Alhambra befindet. Wir wundern uns am nächsten Tag über Muskelkater in den Waden.

 

Der nächste Programmpunkt ist der Stadtteil Albaicin, das maurische Wohnviertel.  Aus der Zeit der Nasriden haben sich noch zahlreiche Paläste erhalten, sowie ein Teil der Stadtmauer, die dieses Viertel umgab. Dem Albaicin schließt sich das Sacromonte mit den typischen Behausungen in den damaligen Cuevas, den Höhlen an. Dazu aber später mehr.

 

Das Wetter wird zunehmend besser und hin und wieder lugt die Sonne aus dem immer blaueren Himmel.

 

Es geht weiter zurück in Richtung Kathedrale und wir geben uns nun der Tapaskultur hin. Zu einem alkoholischen Getränk erhält man einen kleinen Snack. Eine Kultur, die es verdient übernommen zu werden. Nach den Bierchen und Häppchen nähern wir  also nun dem Gotteshau der Stadt. Die Kathedrale liegt eingebettet in der Altstadt und ist somit nicht sonderlich exponiert, sprich fotogen gelegen.

 

Die Kathedrale wurde von Isabella I. in Auftrag gegeben und zunächst die Grabkapelle 1517 fertiggestellt. Der eigentliche Bau der Kathedrale wurde im gotischen Stil begonnen und später im Stil der Renaissance erstellt, während man nach 181 Jahren Bauzeit auch mit barocken Einflüssen an der Hauptfassade  nicht sparte. Aus der ehemaligen Hauptmoschee wurde ein bedeutender christlicher Sitz des Erzbischofs von Granada.

 

In einem kleinen unscheinbaren Restaurant wählen wir neben einer guten Flasche Wein auch verschiedene Tapas und bereiten uns auf die Abendveranstaltung vor. Uns erwartet noch ein Abend mit Flamenco. Es geht in den Stadtteil Sacromonte, es soll die Wiege des Flamencos sein. Hierfür sind, wie mir berichtet wird, die Zigeuner, die in diesem Viertel lebten verantwortlich. Ich nehme hier den Ausdruck Zigeuner bewusst in den Mund, ohne rassistischen Hintergrund, doch die Tänzer selbst bezeichnen sich als diese. Der Flamenco besteht aus Ritualen der maurischen Hochzeit aus dem 16. Jh.. Wir erleben den Gesang und die Tänze in einer der typischen Behausungen in Sacromonte, einer Höhle. Hierin lebten einst die Zigeuner und gaben sich ihrer Leidenschaft des Flamenco hin.

 

Die Show dauert ca. 1 Stunde und anschließend genießt man noch einen unbeschreiblichen Blick auf die nächtlich angestrahlte Alhambra, ein perfekter Abschluss eines erlebnisreichen Tages.

 

Der nächste Morgen beginnt mit Regen. Es gießt in Strömen und wir beschließen das ohne Frage schöne Granada in Richtung Cordoba zu verlassen.

 

Es geht auf der Landstraße gut 200 Kilometer durch die teils gebirgige, teils hügelige Landschaft mit einer Vielzahl an Olivenbäumen. Will man diese auch in den steilen Lagen ernten, so muss man schon sehr gut zu Fuß sein.

 

Wir hatten eigentlich Cordoba nicht auf unserer Route eingeplant, doch es stellt sich im Nachhinein als ein Volltreffer heraus. Cordoba ist voller Höhepunkte Hier reihen sich wieder Sehenswürdigkeiten ohne Ende aneinander. Die  Brücke aus römischer Zeit über den Rio  Guadaldiquir, den Fluss, der nun wieder Wasser führt,  sowie das Jüdische Viertel mit seinen kleinen Geschäften und Tapa-Bars haben wir bei unserem Besuch genossen.
Jedoch ist sicher die Mezquita, die Moschee, einer der ganz großen Highlights in Cordoba. Die Mezquita wurde zur Zeit der Mauren als Moschee errichtet in die dann  im Laufe der Jahrhunderte eine Kathedrale hinein gebaut wurde. Man schreitet also durch eine Moschee in eine christliche Kirche, ein Erlebnis ganz besonderer Art und es ist vielleicht nicht verkehrt darüber einen Moment die Gedanken schweifen zu lassen. Die Kathedarle in einer ehemaligen Hauptmoschee. 23000 Quadratmeter umfasst diese Bauwerk und ist damit eines der größten sakralen Bauwerke der Welt. Der Bau der Mosche wurde im Jahr 784 vom Emir von Cordoba begonnen und mehrere Jahrhunderte erweitert, bis 1236 unter Ferdinand III. die Moschee zur Kirche geweiht wurde. Unter Karl V. wurden in der Mitte der Moschee die Säulen entfernt und eine gotische Kirche errichtet.  Ich bin sehr beeindruckt und sauge die Atmosphäre geradezu in mich auf.  

 

 

 

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel sind nun unsere Begleiter durch die sanften Hügel nach Sevilla. Hier führt nun unser Weg die knapp 150 Kilometer über die Autobahn .

 

Am frühen Abend erreichen wir Sevilla, eine Stadt mit knapp 700.000 Einwohnern.  Sevilla vermittelt auf uns gleich einen großstädtischeren  Eindruck und uns begegnen auf den ersten Blick auch weniger Touristen als in Cordoba oder Granada. Hier geht man dem täglichen geschäftlichen Leben nach. Sevilla ist die Hauptstadt Andalusiens.

 

Die lange Präsenz der Mauren in Sevilla, von 711 bis 1248, hat in der Stadt Spuren hinterlassen, welche die Stadt bis heute prägen.
Die Stadt am Guadalquivir erlebte während der Entdeckung Amerikas seine Blütezeit, die Sevilla zu Reichtum verhalf.
Während des 16. und 17. Jahrhunderts zählte Sevillas Hafen zu den wichtigsten in Spanien, da er eine Monopolstellung bezüglich des Handels mit Amerika hatte.
Infolge der starken Handelstätigkeit Sevillas während dieser Zeit entstand ein von Palsästen, Kirchen und Klöstern geprägtes Stadtbild.

 

Unser Hotel Posada del  Lucero liegt sehr zentral in der Innenstadt, nahe des Metropol Parasol und wir beziehen ein großzügiges Zimmer mit Terrasse. Am Abend essen wir in einem eher einfachen Restaurant und genießen auch hier wieder einen durchaus guten Rotwein.

 

Das Metropol Parasol ist ein Konstrukt aus Holz, welches ein deutscher Architekt erbaute. Im Volksmund werden die begehbaren Dächer auch als Pilze betitelt. Man kann über das Bauwerk streiten, doch es wird wenigstens während der Nacht sehr schön illuminiert.

 

Am Morgen verwöhnt uns das Hotel mal wieder mit einem sehr guten Frühstück und gut gerüstet erobern wir uns zunächst zu Fuß die Stadt. Wir haben uns für heute vorgenommen, di Altstadt von Sevilla zu erobern. Es ist immer wieder sehr schön in einer Stadt zu sein, wenn diese erwacht. Die Händler ihre Geschäfte für das Tagesgeschäft rüsten und  mit Waren bestücken.

 

Wir stoßen auf einen Stadtpalast aus dem16. Jahrhundert und entschließen uns spontan zu einer Besichtigung. Wir haben auch noch Glück und können uns einer Gruppe anschließen, so kommen wir auch noch in den Genuss die außergewöhnlichen Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss des Palastes mit einer beeindruckenden Bibliothek mit über 4000 Büchern zu bestaunen. Das absolute Highlight des Palastes der Gräfin Lebeja sind jedoch die Mosaiken und Fliesen im Erdgeschoss des Palastes.  Es geht weiter in der Altstadt zum Plaza Nueva und zur Kathedrale, die wieder bereits von außen sehenswert ist. Nun kann ich Stefan überreden und wir lassen uns bei schönstem Sonnenschein mit einer Kutsche durch die Straßen von Sevilla treiben. Sehr beeindruckend ist neben den stolzen öffentlichen Bauten der riesige Park Maria Luisa und dann natürlich der Plaza Espana, der wohl schönste Platz in ganz Spanien, so sagt man. Unsere beschauliche Fahrt endet wieder an er Kathedrale. Die Kirche wurde ebenfalls auf den Mauern einer Moschee errichtet und zählt zu den größten Gotteshäusern der Welt.  Der hallenartige Bau verfügt über 5 Schiffe und misst eine Länge von 126 Metern. Die wuchtigen Säulen mit dem netzförmigen Deckengewölbe ist mehr als beeindruckend. Die Besucher zieht es jedoch vorwiegend zu dem Grabmal von Christoph Kolumbus. Seine Gebeine werden von vier Sargträgern getragen, sie symbolisieren die vier Provinzen.

 

Gleich in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale befindet sich auch der Stadtpalast Alcazar. Dieser ist ebenfalls zu besichtigen, doch die Besuchermassen halten uns davon ab. Wir genießen dafür in schönstem Sonnenschein ein paar Tapas und ein Gläschen Wein. Weiter geht es dann noch zum Fluss und zum Torre del Orro, dem goldigen Turm, ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung.

 

Als letzter Besichtigungspunkt nutzen wir die Gelegenheit zu einer Führung durch die Stierkampfarena von Sevilla, einer , wie wir hören, der bedeutendsten Arena des Landes.

 

Den Abend lassen wir bei Wein und gutem Essen ausklingen.

 

Andalusien, bzw. das was wir in der Kürze der Zeit davon sehen konnten, lohnt allemal einen Besuch und hat unglaubliche Kultur inmitten einer abwechslungsreichen Natur zu bieten. Für uns ist es ein Grund nochmal wieder zu kommen.