Bretagne

Unser Ausgangspunkt für unsere Zeit in der südlichen Bretagne ist der Ort Quimperlé im Département Finisère .

In der historischen Stadt Quimperlé, wo die Isole in die Ellé fließt, leben ca. 12000 Einwohner.

Nachdem wir unser Haus mitten in der Altstadt bezogen haben, schlendern wir ein bisschen durch die Altstadt und lassen den Tag mit einem guten Essen ausklingen.

Quimperlé ist leicht zu verwechseln mit Quimper, der großen, bretonischen Stadt im Herzen des Süd-Finistère. Quimperlé liegt jedoch näher an der Küste und weiter östlich, zwischen Pont-Aven und Lorient.

Im Gegensatz zu Quimper ist die Küste hier lieblicher und grüner als im Westen und im Norden des Finistère.

Am nächsten Tag starten wir in die Umgebung von Quimperlé, zunächst entlang des Flusses La Laita.

In der  Gegend um Quimperlé trifft man immer wieder auf  die charakteristischen Rias.  Eine Ria ist eine tief in das Land hineinreichende  Bucht, vergleichbar mit einem Fjord. Im Gegensatz dazu formten nicht Gletscher die tiefen Schluchten, sondern das Meerwasser überflutete die Flusstäler. In einer Ria mischen sich also salziges und süßes Wasser.

Die Rias haben sich auf sehr fotogene Weise in die Küste eingegraben und haben Raum geschaffen für geschützte Buchten und charmante kleine Fischerdörfer, wie hier Moelan sur mer.

Den Abend beschließen wir mit einem Spaziergang durch die Oberstadt von Quimperlé.

 Sie gruppiert sich um die Kirche Saint-Michel und ihren Marktplatz. In der Nähe liegt auch das ausgezeichnete, winzig kleine Restaurant Labo Gustatif mit einem etwas speziellen Dachgarten.

Wir schließen am folgenden Tag nahtlos an die kulinarischen Genüsse an und gehen  zunächst einmal in den Ort um auf dem Wochenmarkt einige Kleinigkeiten für das Abendessen zu besorgen. Im Ort und in den Geschäften treffen sich viele nette Leute und wir mischen uns unter das ausgelassene und tanzende Volk.

Bereits zur Mittagszeit wird kräftig das nahende Wochenende gefeiert. 

Auch wir genießen den Tag. Nach einigen Apérol und kleinen Schweinereien geht es beschwingt nach Hause.

Eine Runde Boule auf unserer Uferpromenade und dann wird der Grill angeschmissen.

Am folgenden Tag ist es zunächst etwas verhangen und wir begeben uns auf  eine Radtour an die rund 15 km entfernte Küstenregion Le Pouldu.

1889 zog es Paul Gaugin , wie viele andere Maler der Zeit in diese schöne Küstenregion mit der Steilküste und den feinsandigen Stränden.  In der ehemaligen Auberge du Pouldu wohnte er und seine Malerkollegen bei Marie Henry. Sie beherbergte die Maler und bekochte sie. Dafür kam sie in den Besitz von rund 140 Kunstwerken, davonallein  ca 40 von Paul Gaugin.

In der Bretagne ist das Klima entlang der Küsten ozeanisch, vor allem im Departement Finistère. Ozeanisches Klima finden wir entlang der ganzen Westküste .

Warmes Wasser aus tropischen Gebieten des Atlantiks und der Karibik fließt mit dem Golfstrom nach Europa. Ein altes Sprichwort besagt, dass man in der Bretagne alle Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Oder, dass es in der Bretagne schönes Wetter gäbe -fünf mal am Tag!

Extrem schnelle Wetterwechsel  haben auch wir erlebt, doch Regen hatten wir nie.

Den Abend verbringen wir in Quimperlé bei Chez Chouchou, was so viel heißt wie, -bei Liebling. Es soll unser Lieblingsrestaurant in Quimperle werden.

Die Küche ist regional und  super lecker. Hier gibt es mit Abstand wie besten Pommes des ganzen Departement, natürlich als Beilage zu den hervorragenden anderen Gerichten.

 

Pont-Aven steht ganz im Zeichen der Kunst und  liegt  zwischen Concarneau und Quimperlé . Der Ort verdankt seine Berühmtheit der Künstlerkolonie, die hier in den 1880er den Impressionismus weiter entwickelte.

Der heute bei den Touristen so beliebte Ort liegt am Fluss Aven und zählt gerade mal 3000 Einwohner.

An den Tagen des Marktes ist in dem kleinen Ort kaum ein Durchkommen.

Die Wochenmärkte in der Bretagne sind einzigartig und immer wieder ein Genuss für alle Sinne.

Die alten Bruchsteinhäuser und die kleinen Gassen versetzen  einen sofort in die Zeit der berühmten Künstler.

Einen guten Einblick in das Schaffen der Künstler vermittelt das kleine aber feine Museum im Ort, welches man unbedingt besuchen sollte.

Bekanntester Vertreter der Schule von Pont-Aven ist mit Paul Gauguin einer der prominentesten Erneuerer der bildendenden Kunst des 19. Jahrhunderts.

Bevorzugte Motive der Gemälde von Gauguin und anderen Vertretern der Schule wie Émile Bernard  oder Paul Sérusier waren daher Bäuerinnen und Bauern in traditioneller bretonischer Tracht, gemalt in alltäglichen Situationen.

Im Gegensatz zu den Impressionisten entstanden die Gemälde nicht in der Natur.

Vielmehr war es den Künstlern wichtig, das Gesehene zu abstrahieren und auf diese Weise echtes Kunstwerk zu erschaffen. Das hieß auch ganz konkret; sie malten im Atelier bzw. in den Zimmern der Hotels und Herbergen von Pont-Aven und Le Pouldu, in denen die Künstler abstiegen.

Zum Abschluss kommen auch wir natürlich nicht an den vielen kleinen Geschäften mit den Leckereien vorbei.

Am nächsten Tag bewegen wir uns auf den Spuren des berühmten Kommissar Dupin. Selbstverständlich sind wir im Laufe der Zeit auch Fans des eigenwilligen Kommissars geworden und kennen fast alle Romane des Jean-Luc Bannalec.

In den Romanen wird Dupin von Paris in die Bretagne strafversetzt und nach dem anfänglichen Hadern mit Land und Leuten findet er in Concarneau seine neue Heimat.

Und dieses Concarneau wollen wir uns heute mal genauer ansehen.

Wenn die Rede von Concarneau ist, ist damit in der Regel die spektakulär gelegene Altstadt gemeint:  

Umgeben von seinen stattlichen Mauern aus dem 14. - 17. Jahrhundert liegt der mittelalterliche Teil von Concarneau mitten im Hafenbecken.

Nur zwei Brücken verbinden die Insel mit dem Festland. Durch die  ehemalige Festung schlängeln sich viele enge Gassen mit den historischen kleinen Häusern und  dem alten Kopfsteinpflaster.

Am Abend sind wir natürlich wieder in Quimperlé und genießen die besten Galette und Crêpes der Region im La Gourmandine, was so viel wie Vielfraß heißt, nun ja, wenn’s schmeckt!

Was für die Crêpe das Weizenmehl ist, ist der Galette das Buchweizenmehl .

Der Teig der Galette Bretonne besteht grundsätzlich nur aus drei Zutaten: Buchweizenmehl, Wasser und Salz. Gefüllt sind die typischen Fladen dann je nach Geschmack deftig oder auch zum Dessert gerne  süß.

Bei typisch bretonischem Wetter starten wir unsere Tour in Richtung Nordwest an der Küste entlang bis zum Point du Raz.


Am
Pointe du Raz zeigt sich die Bretagne von ihrer rauen Seite.

Die Wellen des Atlantiks brechen sich an den Felsformationen, die hier massig ins Meer ragen. Die Pointe du Raz ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Bretagne und entsprechend viel besucht. Tief hinein in den Atlantik ragt die 72 m hohe Landzunge. Ihr vorgelagert sind zwei Leuchttürme, und weiter westlich erkennt man die Insel Île de Sein. Auf der Pointe steht die Statue der Mutter Gottes der Schiffbrüchigen "

Die etwa acht Kilometer vor der Pointe du Raz gelegene Insel Ile de Sein mit rund 260 Einwohnern. Sie ragt nur ca. 10 Meter aus dem Meer und ist stets bei Hochwasser von Überschwemmungen bedroht.

Es geht noch ein bisschen weiter der Küste entlang durch die typischen bretonischen Küstenorte. Immer wieder gibt es fantastische Ausblicke, die wir gerne bei einem kleinen Imbiss genießen.

Der nächste Stopp ist dann in Quimper, dem großen Bruder von Quimperle.

Quimper ist die Hauptstadt des Departement Finistere und hier leben rund 65000 Einwohner. Besonders lohnt ein Besuch der Altstadt.

Drei Jahrhunderte lang dauerte die Errichtung der gotischen Kathedrale, eine der schönsten in der Bretagne. Die beiden Turmspitzen ragen 76 Meter in die Höhe. Hat man den Vorbau durchquert, leuchten einem die bunten Kirchenfenster entgegen.

Danach geht es noch nach Benodet, wo wir den Abend mit Sonnenuntergang und Muscheln beschließen.

Natürlich besuchen wir auch die Halbinsel Quiberon mit den berühmtesten Badeorten der Bretagne.

Auf 14 Kilometern bietet die Halbinsel Quiberon eine Vielfalt an Landschaften, eine spektakuläre wilde Küste im Westen und schöne feine Sandstrände im Osten und dazwischen malerische kleine Orte.

Etwas abseits von der Küste locken die Dörfer der Halbinsel mit wahren Postkarten-Ansichten. Enge Gässchen mit weißen Häusern, blauen Fensterläden und blühenden Hortensien.

Das Schloss Turbault wurde 1910 erbaut und erinnert mich so ein klein bisschen an das Psycho Haus in Hitchcocks gleichnamigen Film.

Das Fischerstädtchen Quiberon liegt in einer geschützten Bucht im Süden der Halbinsel.

Rund 5.000 Einwohner leben dort, deren  Haupterwerbszweig jahrhundertelang die Fischerei bildete. Erst mit dem aufkommenden Tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Fremdenverkehr zur wichtigsten Einnahmequelle.

Der  Ort Quiberon wurde auch berühmt durch Romy Schneider, die 1981 in diesem Hotel eine Entziehungskur machen wollte und Stern Reporter das legendäre Interview mit ihr in dieser Bucht machten.

Wieder in Quimperle genießen wir in einem Restaurant tolle bretonische Küche und beschließen den Abend auf der Terrasse mit einem Glas Wein.

Die letzte Radtour auf dieser Reise führt uns nach Süden über Guidel, Ploemeur nach Lorient.

Hier findet man kilometerweite Sandstrände, soweit das Auge reicht. Auch die  Dünen, Klippen und die weitgehend naturbelassene Landschaft ist immer wieder einen Blick wert.

Entlang der ganzen Küstenstraße stehen noch alte Festungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie dienten dazu, den Eingang der Bucht von Lorient zu schützen, vor allem deren U-Boot-Basis.

Lorient ist eine typische Ville nouvelle, eine Stadt also, die im 2. Weltkrieg fast komplett zerstört war und wieder aufgebaut wurde .

Nach der Besetzung Frankreichs stationierte die Wehrmacht in Lorient Kriegsschiffe und erweiterte die Anlagen um einen U-Boothafen.

Den U-Boot-Bunkern galten gegen Ende des Krieges heftige Luftangriffe der Alliierten.

Die Bunker blieben unversehrt, während ähnlich wie in Brest das komplette Stadtzentrum in Schutt und Asche gelegt wurde.

Unseren letzten Abend verbringen wir natürlich in unserem Lieblingsrestaurant in Quimperle. Hier gibt es die besten Pommes, einen tollen Hummer und hervorragende Muscheln nach  bretonischer Art.

Es war nicht unser erster Besuch in der Bretagne und ganz sicher auch nicht unser letzter. Die Menschen sind freundlich, zurückhaltend und authentisch. In die Landschaft mit der rauhen Küste und den immer wieder malerischen Stränden und idyllischen kleinen Orten kann man sich nur verlieben. Das Sahnehäubchen ist natürlich die hervorragende bretonische Küche mit den regionalen Produkten.

Wir kommen wieder!