Grönland

Montag, der 30.06.014

Nachdem wir bereits gestern nach Berlin gefahren waren, konnten wir heute ganz entspannt den Flieger nehmen.

Übernachtet haben wir im Best Western am Flughafen Berlin-Schönefeld, dieses Hotel bietet auch einen Shuttle und kostenfreies Parken für drei Wochen an; inkl. Frühstück.

Am gestrigen Nachmittag waren wir am "neuen"BER, der ja nun noch immer nicht in Betrieb genommen wird, voraussichtlich wird dort der Flugbetrieb erst 2016 aufgenommen. Die Stimmung ist gespenstig, nur ein paar Fernsehleute vom RBB warteten vorm Flughafengebäude auf die Ergebnisse der Konferenz des Aufsichtsrates. Es ging um die Bewilligung erneut 1,1 Milliarden € zu investieren. 

Laut heutigen Medienberichten wurden diese wohl bewilligt.

Danach fuhren wir noch durch Brandenburg um einen kurzfristig im Internet bestellten Adapter für meine neue Kamera direkt dort abzuholen.

 

Dienstag, der 02.06.2014

Das Spiel war übrigens grottig und die Deutschen haben mit viel Glück 2:1 in der Verlängerung gewonnen.

Heute morgen wurden wir durch den hoteleigenen Shuttle nach einem entspannten Frühstück zum Flughafen gebracht. 

Pünktlich um 12.40 Uhr ging dann der Flieger der WOW-Air, einem Ableger der Island Air in die Luft.

Dieser ist dann auch nach 3 Std. 40 Minuten wieder in Reykjavik gelandet. Hier war es jedoch gerade mal 10 Grad C und es regnete.

Wir wurden von einem Fahrer der Autovermietung Sixt abgeholt und zu unserem Wagen gebracht.

Bei eher unangenehmen äußeren Bedingungen ging es dann in ca. 40 Minuten vom Flughafen Keflavik zu unserem Hotel, dem Centerhotel Thinghotel direkt in der Altstadt von Reykjavik.

Das Hotel ist sehr modern eingerichtet und wir genießen zunächst mal ein schönes kühles Pils an der Bar.

Da es hier in Island Dank des Mittsommers ja sehr lange hell ist, beschließen wir uns aufzumachen um die Stadt noch näher anzusehen.

Gleich zwei Straßen weiter geht es recht steil den Hügel hoch zur sehr imposanten Hallgrimskirkja, dem heimlichen Wahrzeichen der Stadt.

Sie ist die größte Kirche Islands und erinnert so ein bisschen an einen Bleistift, der Architekt ließ sich jedoch von den landestypischen Basaltsäulen inspirieren.

Die Kirche ist bis 21.00 Uhr geöffnet und somit können wir sie uns auch noch bequem im Innern ansehen. Sie ist eher schlicht gehalten und beeindruckend ist die sehr große Orgel. Wir haben Glück und es wird gerade geprobt, somit kommen wir auch in den akustischen Genuss.

Anschließend suchen wir ein sehr originelles Restaurant auf, in dem eigentlich eher junges Publikum zu finden ist. Wir essen eine Kleinigkeit und genießen die urige Stimmung. Zum Abschluss gönnt sich Stefan einen landestypischen Schnaps mit isländischem Moos und ich einen Skryl, einer Art Dickmilch.

Nach dem Essen geht es weiter durch die Innenstadt und wir kommen an den weiteren Sehenswürdigkeiten vorbei und treffen dann unten im Hafen auf die MS Delphin, die hier am Pier liegt. Stefan bekommt die Auskunft, dass wir auch am kommenden Abend hier einchecken und dann auch von hier auslaufen werden.

Wir genießen noch am späten Abend das Tageslicht.

Übermüdet fallen wir ins Bett.

 

Mittwoch, der 02. Juli 2014

Durch die Zeitverschiebung, 2 Stunden werden die Uhren vorgestellt, sind wir recht zeitig um 6 Uhr auf und starten mit einem ausgiebigen Frühstück.

Mit dem Wagen geht es dann zur ersten Besichtigungstour. Wir nehmen uns die Route des "Golden Circle" vor, der Strecke an der die meisten Sehenswürdigkeiten der südlichen Region der Insel liegen.

Unser erster größerer Stopp ist Gljufrasteinn, dem Wohnhaus des Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers (1955 für den Roman Atomstation) Halldor Laxness. Es ist heute ein kleines Museum und sein Fahrzeug steht noch vor der Tür.

Wir kommen an dem mit 84 Quadratkilometern größten See Islands, dem Pingvallavatn vorbei und können das geothermische Kraftwerk von Nesjavellir erblicken.

Weiter geht es nach Pingvellir, der Ebene, wo die Goden die erste Volksversammlung um das Jahr 930 abhielten. Es sprach viel für die Wahl dieses Ortes, er lag zentral für alle erreichber, bot reichlich Trinkwasser und Brennholz. Man traf sich für jeweils zwei Wochen im Jahr während der Sommersonnenwende. Neben Versammlungsort war er auch ein Ort des Handels. Als die Wiesen in der Nähe des Ortes infolge des Erdbebens 1789 durch den See überflutet wurden, zog das Parlament endgültig nach Reykjavik um. Jedoch wurde am 17. Juni 1944 von Zehntausenden von Isländern die Unabhängigkeit ausgerufen. Ab 2004 ist nun die Pingvellir UNESCO- Weltkulturerbe.

 Oberhalb der Schlucht befindet sich ein Besucherzentrum, in dem sehr anschaulich die Zusammenhänge erläutert werden. Vom Aussichtspunkt blickt man auf den Grabenbruch, der zum Mittelatlantischen  Rücken gehört. Die Schlucht ist 7 km breit und wird durch die tektonischen Verwerfungen begrenzt. Im Westen durch die Allmännerschlucht und im Osten durch die Rabenschlucht.

Die nordamerikanische Platte wandert westlich der Almannagja nach Westen und die eurasische östlich der Hafnagja nach Osten.

Der Graben wanderte in den vergangenen 10000 Jahren um 70 Meter, während er sich um 40 Meter senkte.

Das Auseinanderbrechen geschieht meist ruckartig durch Erdbeben. 

Schon von Weitem sieht man die Dampffahnen des Geothermalgebietes Haukadalur, im Volksmund schlicht Geysir genannt. 

Der Eigenname leitet sich vom isländischen Verb "gjosa" ab und bedeutet "springen" und dient heute als Allgemeinbegriff für alle heißen Quellen dieser Art.

Der Geysir ist der bedeutendste isländische Vertreter, Geologen schätzen sein Alter auf über 8000 Jahre. Seine letzte 60 Meter hohe Wassersäue schickte er nach einem schweren Erdbeben 2008 empor, anschließend erlosch er.

Sein kleiner Nachbar namens Strokkur (Butterfass) bildet heute ca. alle 5-10 Minuten seine charakteristische Wasserglocke aus der dann explosionsartig die Dampfsäule herausbricht. 

Wir verbringen gut 2 Stunden hier, bis wir endlich die entscheidenden Bilder im Kasten haben.

Unser nächstes Highlight ist der Gullfoss, ein Wasserfall, der über zwei übereinander liegende Stufen insgesamt 32 Meter tief in den Gullfossglijufur stürzt. Die 2,5 km lange und 70 Meter tiefe Schlucht wurde gegen Ende der letzten Eiszeit durch das gewaltige Schmelzwasser gebildet. An sonnigen Tagen soll ein Regenbogen zu sehen sein, dieses Schauspiel wird uns bei dem eher durchwachsenen Wetter leider nicht geboten.

Wir werden jedoch später noch feststellen, das gerade der verhangene Himmel die Stimmung von Island erst so richtig widerspiegelt. Also meckern wir nun mal nicht, doch etwas weniger Regen wäre schon schön gewesen, auf ihn könnten wir gut verzichten.
Der nächste Stopp auf dieser Rundreise ist der 55 Meter tiefe und 270x170 Meter große Krater Kerid, der zum Vulkanfeld Grimsnes gehört.

Warum dies der einzige Ort bislang ist, bei dem wir umgerechnet 2 Euro Eintritt bezahlen müssen, erschließt sich uns nicht so recht.

Wir fahren weiter durch das Geothermalgebiet mit den dampfenden Solfataren, die überall aus dem Boden dampfen. Geologisch gehört das Gebiet zur aktiven Vulkanzone, was man eben daran deutlich merkt. Solfataren sind Verdampfungen von Gasen, die hauptsächlich H2S, CO2 unWasserdampf enthalten.

Unsere Fahrt (insgesamt 240 km) hat sich deutlich verzögert und von unterwegs haben wir bereits mit der Rezeption des Schiffes unsere verspätete Ankunft angekündigt, da das Einchecken nur bis 18.00 Uhr möglich gewesen wäre.

Wir erreichen gegen 20.00 Uhr unser Schiff im Hafen von Reykjavik, checken ein und begeben uns direkt ins Restaurant. Dort genehmigen wir uns zunächst ein Fläschchen Grauburgunder und genießen das erste Abendessen an Bord. 

 

Donnerstag, der 03. Juli 2014

Wir sind wieder zeitig wach und nehmen das Frühstück ein, anschließend unternehmen wir mit unserem Wagen noch den letzten Ausflug, heute werden wir uns die Halbinsel Reykanes auf einer 150 km langen Rundfahrt ansehen.

Leider ist das Wetter wieder sehr durchwachsen und häufig werden wir durch Regenschauer behindert.

Wir fahren zunächst durch das Vulkangebiet des Sveifluhals bis zum Kleifarvatn, einem mysteriösen See, indem eine riesige Seeschlange ihr Unwesen treiben soll. Wir haben die "Nessie Islands" nicht zu Gesicht bekommen. Aber die Gegend ist schon sehr mystisch und ein Seeungeheuer würde auch hierher passen.

Es geht weiter nach Seltun durch ein mit Solfataren übersätes Gebiet, in dem noch bis Ende des 19. Jhd. Schwefel abgebaut wurde, man riecht es noch.

Im Hochtemperaturgebiet Seltun kann man sich zwischen den Schlammtöpfen, in denen es brodelt, auf Holzstegen bewegen. Man sollte diese auch nicht verlassen, da die Erde bis 100 Grad Celsius heiß ist. Ich sichere mir einige Schwefelablagerungen für meine Sammlung. Wir fahren durch das mit Moss bedeckte Lavafeld Ögmundrhraun. 

An der Küste machen wir in dem Fischerort Grindavik eine Pause in der sehr urigen kleinen Bar Bryggjan. Hier treffen wir auf eine Gruppe Senioren, die einen kleinen Frühschoppen abhalten. Berühmt ist die Bar wegen ihrer frisch zubereiteten Suppen, heute gibt es eine Lammsuppe. Wir genießen großartig schmeckende Kaffees und Stefan einen Erdnusskuchen.

Grindavik ist ein kleiner Fischerort, der 1627 von algerischen Seeräubern überfallen wurde und die die Einwohner in die Sklaverei nach Nordafrika verschleppten. Heute ist es eben ein Fischerort, in dem der Salzfisch hergestellt wird. Wir fahren weiter an der Küste entlang, an der viele Seevögel nisten. Aufgrund des schlechten Wetters macht es jedoch heute keinen Sinn dorthin zu fahren. 

Im Ort Keflavik suchen wir noch nach einer Tankstelle und fahren anschließend zum Flughafen um das Auto dort wieder abzugeben. Mit dem Bus geht es ca. 70 km  zurück nach Reykjavik. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Stadt, die sich nun auch mal mit blauem Himmel zeigt. Gegen 17.00 Uhr gehen wir aufs Schiff, welches dann um 18.30 Uhr den Hafen verlässt. Wir sind natürlich an Deck und genießen die Atmosphäre. Um 19.00 Uhr sitzen wir wieder im Restaurant, diesmal etwas entspannter als am Tag zuvor.

Nach dem Essen werden wir von unserem Reiseleiter von den bevorstehenden Veränderungen der Reiseroute in Kenntnis gesetzt.

Unser Schiff hat wegen des aufgekommenen Sturmes in Reykjavik festgemacht und  nicht wie ursprünglich ausgewiesen in Hafnarfjödur, einem Ort ca. 35 km östlich von Reyjavik gelegen.  Dies hat auch einen Grund. Reykjavik liegt im Auge des Sturmes und dadurch liegt das Schiff hier sehr geschützt. Wir müssen nun aber durch diesen Sturm hindurch und da sich dieser  kontinuierlich um Island bewegt, hat sich der Kapitän für eine Änderung der Route entschlossen. Wir hätten in den Orten in Island nicht festmachen können und so werden wir nun bereits heute nach Grönland aufbrechen. Ich breche auch in der Nacht auf, jedoch das Essen rückwärts. Die Wellen kommen nicht nur längs, sondern schaukeln das Schiff auch von rechts nach links, höchst unangenehm!

Es ist eben ein kleines und auch altes Schiff und mit den Stabilisatoren scheint es nicht so recht ausgerüstet. Ich hänge auf jeden Fall bis zum nächsten Tag völlig durch.

Erst am Nachmittag schnuppere ich das erste Mal an Deck frische Luft. In der Kabine sehen wir uns das WM-Viertelfinalspiel Deutschlands gegen  Frankreich an, welches die Deutschen knapp mit 1:0 gewinnen können. Die Übertragung läuft über den Satelliten im Internet und hierfür werden sämtliche Bordprogramme abgeschaltet. Doch trotz dessen ruckelt es doch ganz schön, aber wir sind dankbar überhaupt das Spiel verfolgen zu können.

Mit in paar Tabletten komme ich auch wieder in den  Genuss fester Nahrung. Wir gehen zeitig ins Bett.


Freitag,der 04.07.2014

Heute sind wir etwas später erwacht und beim Blick aus unserem Fenster erblicken wir die ersten Eisberge, naja es sind doch eher Eisschollen. 

Jedoch fahren wir in der Nähe südlich  des Kap Farvel durch ein größeres Eisfeld und dann könnte man doch schon von Eisbergen sprechen. Doch wie ich später erfahren habe, handelt es sich um ein Eisfeld, welches zwischen Spitzbergen und Grönland gebrochen ist und nun durch die Strömungen zuerst in südliche Richtung weiter um das Kap und nun die Westküste Grönlands wieder in nördliche Richtung strömt. Leider werden wir durch dieses Eisfeld, welches die Klasse 5 aufweist, also somit schon sehr kompakt und dicht ist, in den kommenden Tagen noch stark beeinträchtigt. 

Die Geschwindigkeit wird auf 5 Knoten gedrosselt und schließlich müssen wir uns doch noch etwas weiter von der Küste entfernen um doch noch unsere Route einhalten zu können. Durch das Eisfeld haben wir jedoch viel Zeit eingebüßt, was dazu führt, dass der ursprüngliche Ort Qarqortoq  nicht am Abend erreicht werden kann, der Landgang abgesagt wurde und das Programm wieder geändert wurde. 

Wir machen uns nun direkt auf den Weg in den zweiten angepeilten Ort. Diverse Zodiacfahrten können aufgrund der Wetterverhältnisse wohl nicht durchgeführt werden, wir müssen mit den Gegebenheiten leben, es ist eben eine Expeditionsfahrt und das Wetter gibt die Route vor. Wir bleiben gespannt.

Auch den zweiten eingeplanten Ort, Qassiarsuk, werden wir nicht anlaufen können. Wir sind zwar schon durch verschiedene Lektoren auf die Gegebenheiten eingewiesen worden, doch die Eisfelder sind zu kompakt und noch dazu macht der Seenebel zu schaffen. Durch die verschiedenen Salzgehalte- und der damit verbundenen Volumina  des angestauten Eises bildet sich so eine galertartige Masse, die schon eine sehr morbide Stimmung aufkommen lässt.

Wieder wird das Programm umgestellt und wir haben einen weiteren Tag an Bord. So langsam gewöhnt sich auch mein Magen wieder an die Normalität und ich beginne meinen Film zu bearbeiten. Auch diverse Lektorenvorträge über Robben, Wale und die Geologie Grönlands und die Entstehung der Gletscher haben wir besucht. Vermutlich werden wir sehr schlau heimkehren, doch ohne je einen Fuß auf das Festland gemacht zu haben.

Am Abend des folgenden Tages bekommen wir nun die Nachricht, dass der Kapitän einen Ort anfahren wird, der garantiert eisfrei sein soll. Er hat die neue Eiskarte, die ca. alle 48 Std. aktualisiert wird, bekommen und auch Kontakt zum Hafenmeister von Paamiut aufgenommen.

 

Sonntag, der 06.07.2014

Am Mittag des 6. Juli sehen wir nun zum ersten Mal Land und bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel auch unsere ersten richtigen Eisberge. Es ist unbeschreiblich schön!

Paamiut ist die nördlichste Stadt Südgrönlands oder auch  mit 1800 Einwohnern die südlichste Stadt Grönlands, die ganzjährig per Schiff angesteuert werden kann. Sie liegt direkt am Kuannersooq-Fjord und der verdangt sie ihren Namen; Paamuit bedeutet "Volk an der Mündung".

1742 wurde der Ort gegründet und der dänische Name heißt Frederikshavn,heute werden jedoch nur noch die Städtenamen der Inuit geführt, also Paamuit. 

89% der Bevölkerung sind Inuit, d.h. sie sind die Nachfahren der Urbevölkerung, die vermutlich aus den kanadischen Gefilden stammen. Dort heißen sie Eskimos, in Grönlad sind es eben die Inuits.Die  Bevölkerungsdichte liegt bei 0,14 Einwohner auf einen Quadratkilometer.

Seit 1979 wurden alle Ortsnamen in dänischer Sprache gestrichen. Die Landessprache ist heute Grönländisch, gesprochen wird jedoch auch Dänisch und die junge Generation spricht auch recht gut Englisch.

In den 60er Jahren war Paamuit mit 10000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Grönlands, dies verdankte sie den großen Kabeljauvorkommen in dieser Region. Es wurden riesige Fischfabriken errichtet und Wohnhäuser gebaut, doch der Kabeljau verschwand recht bald aus dieser Region. Die Relikte aus dieser Zeit sind noch heute zu bewundern.

Die Fischfabrik ist heute eine Filetierfabrik, der Fisch wird direkt nach Dänemark verkauft. Seit 1996 befindet sich in Paamiut die Fischerei- und Schiffahrtsschule Grönlands.

Im Ort befinden sich noch einige Kolonialbauten und eine kleine Kirche, die an die norwegischen Stabkirchen erinnert.

Wir werden gleich mit einem Zodiac von Bord gehen und eine Fahrt durch die Schärenlandschaft machen, anschließend werden wir an Land gebracht und wir haben Gelegenheit uns den Ort anzusehen.

Ich werde versuchen einen Bericht abzusetzen, sofern ich einen Wifi finde.

Nun gut, es hat mit dem Wifi nicht so richtig geklappt, immerhin konnten wir einen Moment wenigstens mit unserer Tochter telefonieren und einige SMS absetzen.

 

Wir wurden also mit dem Zodiac ausgeschifft und dies hat so ca. 1 Std. gedauert. An Bord der MS Delphin sind insgesamt 8 Zodiacs, 7 davon wurden heute eingesetzt.

In einen Zodiac, ein etwas größeres Schlauchboot,  passen 9-12 Passagiere und sie sind jeweils mit zwei Mann Besatzung ausgestattet.

In unserem Fall war eine Frau am Steuer, unsere Biologin, eine Argentinierin unseres Lektorenteams, die uns heute Vormittag einen sehr interessanten Vortrag über die Meeressäuger, die Wale, gehalten hat.

Sie hat das überdimensionierte Schlauchboot perfekt im Griff.

Wir sind alle ausgestattet mit unseren eigenen Zodiac-Schwimmwesten, die etwas leichter zu tragen sind, als die Westen vom Schiff.

Wir fahren mit dem Zodiac so ca. 1 Std. durch die Schärenlandschaft vor Paamiut gelegen. Die Schären sind mit Eisbergen übersät und uns bietet sich eine einzigartige Kulisse bei strahlendem Sonnenschein und tief blauem Himmel. Wir geniessen die tolle klare Luft und die unbeschreiblich schönen Eisformationen. Das Eisberge so abwechslungsreich sein können, hatten wir uns nicht vorgestellt. Es ist unbeschreiblich schön.

Nach der Zodiacfahrt werden wir in den Ort gebracht und wir haben nun noch genug Zeit diesen kleinen Ort zu besichtigen. Heute ist Sonntag und die Einwohner sind, abgesehen von einigen freundlichen Menschen, die uns mit ihren Booten bereits am Schiff begrüßten, im wohlverdienten Wochenende.  Nur einige Kinder spielen in dem  kleinen Park Fußball und kommen auch gleich auf uns zu. Wir besuchen noch einen kleinen Handarbeitsladen, der Supermarkt hat natürlich geschlossen.

Nach gut einer weiteren Stunde haben wir den Ort besichtigt und es geht mit dem Tenderboot wieder zurück aufs Schiff. 

Pünktlich um 20.00 Uhr laufen wir aus um unser nächstes Ziel morgen früh zu erreichen.

Montag, der 07.07.2014

Schon sehr früh heute morgen sind wir in den Fjord eingefahren, den Nuuk Kangerlua. Es ist nicht nur ein Fjord, sondern es handelt sich um eine Fjordlandschaft, denn hier wurden riesige Fjorde durch die Gletschermassen gebildet. Unser heutiges Ziel ist ein kleiner Fjord im Landesinneren, der Ort heißt Qooqqut. Wobei es sich eigentlich nicht um einen Ort handelt, sondern eher um eine kleinere Ansiedlung von Ferienhäusern einiger Einwohner Nuuks; nicht vergessen sollte man jedoch das Restaurant. Als wir den Ort besuchen, hat es jedoch geschlossen. Wir tendern zum Anleger und werden von einer Invasion von Mücken und Fliegen begrüßt. Die Viecher sind eine unbeschreibliche Plage und fliegen sowohl in den Mund als auch in Nase und Augen. Auch sind sie natürlich sehr störend auf den Fotos und im Film, da die Kamera kaum fokussieren kann.

Der Ort ist also sehr schnell besichtigt und ich widme mich der Flora. Mit Faune ist es nicht so weit her, nur eben Mücken reichlich.

Nach gut 2 Std. kann man es wirklich mit den Plagegeistern nicht mehr ertragen und ich kehre auf das Schiff zurück. 

Wir verlassen unseren Ankerplatz und fahren bei herrlichem Sonnenschein und angenehm milden Temperaturen durch die Fjorde. Einige Mitreisende haben ihre kurzen Hosen aus dem Schrank geholt, wir tragen jedoch noch unser Fleece, aber es ist wiedererwartend mild.

Nach gut 2 Std. Fahrt erreichen wir die Grönländische Hauptstadt Nuuk am Ausgang des Fjordes.

Nuuk ist die größte Stadt in der Arktis und liegt wirklich in sehr beeindruckender Umgebung. Geologisch gehört diese Region um Nuuk zu den ältesten der Erde, man hat hier Spuren von Lebewesen gefunden, die 3,8 Millionen Jahre alt sind. Die ersten Einwohner Nuuks kamen 2400 v. Chr.  aus Nordamerika.

Nuuk bedeutet Landzunge und ist mit seinen rund 16000 Einwohnern mit Abstand die größte Stadt Grönlands. 

Nuuk wurde erst nach der Gründung der Königlich Grönländischen Handelsgesellschaft 1774 zur Hauptstadt. In ihrer Blütezeit in der ersten Hälfte des 19. Jh. entstanden eine Vielzahl der Häuser im Kolonialstil in der Nähe des alten Hafens, in dem wir auch auf Reede liegen. 

Erst die Dänen entwickelten mit der Zentralisierung diese Stadt und aus dieser Zeit stammen auch die eher hässlichen Wohnblocks der 1960er und 1970er Jahre.

In Nuuk gibt es auch, neben dem Lehrerseminar, die einzige Universität des Landes mit den Fachrichtungen Journalismus, Sozialarbeit/Sozialgeschichte  mit dem Schwerpunkt Arktis und Theologie, Medien und Verwaltung mit gut 150 Studenten.

Nicht unerwähnt sollte sein, dass sich hier auch die Poststation des Weihnachtsmannes befindet. Vor dem Postamt mit dem höchsten Baum Grönlands, einem Weihnachtsbaum, befindet sich ein riesiger Postkasten, der vor Weihnachten geleert wird.

 Wir werden nun hier gleich mal die Stadt erkunden und auch eine Möglichkeit suchen unseren Bericht und einige Bilder abzusetzen.  Mal sehen, ob wir heute Glück haben.

So, nun waren wir gut 4 Stunden in Nuuk und ich glaube, wir haben wirklich alles gesehen, so groß ist der Ort nun wirklich nicht.

Zunächst waren wir in einem Supermarkt, dann im Outdoor-Geschäft und wir erstanden für die kommenden Landgänge Moskitohüte, ohne geht es einfach nicht. Ich bin schon ganz zerstochen, trotz Mückenschutz.

Wir stellen fest, dass die Preise, insbesondere für ein einfaches Fläschchen Wein legt man gut 15-30 Euro hin, durchaus saftig sind. 

Auch haben wir nicht wirklich kaufenswerte Souvenirs gefunden, obwohl bereits am Anleger die Inuits ihre Produkte anbieten. 

Wir genießen noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen und hofften auch einen Hotspot zu finden, doch wir erhalten die Auskunft, dass die Internet-Gebühren in Grönland sehr hoch sind und es in der gesamten Stadt keinen freien Wifi gibt.

Mal sehen, ob wir uns morgen mal ins Greenland-Netz einwählen.

Weiter streifen wir durch die Stadt, zur Erlöserkirche, der ehemaligen Sommerresidenz der königlichen Familie und zur Skulptur der Mutter des Meeres, so eine "kleine Meerjungfrau" Grönlands. Hier kämmt ein Jüngling einer Mutter die Haare und dies besagt, dass, wenn die Haare gekämmt sind,die Mutter den Menschen Tiere schickt.

 Es hat begonnen zu regnen und wir besuchen noch das nahe unseres Anlegers gelegene Nationalmuseum. Es erinnert zwar eher einem deutschen Heimatmuseum, aber es bringt uns die Geschichte und Lebensweise der Inuits näher.

Zurück geht es mit dem Tender zum Schiff und wir freuen uns auf ein kühles Bier und lecker Essen am Abend!

 Wir sind bereits ausgelaufen und haben die Fahrt aufgenommen Richtung Sissimiut, der drittgrößten Stadt Grönlands, die gut 100 km nördlich des Polarkreises liegt.

Gegen Nachmittag werden wir Sissimiut erreichen, zuvor erwarten uns noch einige Lektorenvorträge, wir bleiben gespannt.

 

Ich komme erst heute wieder dazu, einen Eintrag zu machen, gestern war einfach zu unglaublich, als dass ich zum Schreiben gekommen wäre.

Aber nun erst mal der Reihe nach. 

Schon am Tag zuvor bekamen wir unsere Tagespläne für Ilulissat und wir waren gespannt, ob die Crew das alles hin bekommt. Unser Plan für den Tag sah am Morgen einen Hubschrauberflug und sm Nachmittag eine Bootstour vor.

Wie wir so sind, nutzten wir die Gelegenheit bereits mit dem ersten Tender gegen 7.00 Uhr von Bor zu gehen und uns den Ort zu Fuß anzusehen. Natürlich war in Ilulissat kein Mensch weit und breit zu sehen, die Leute genossen noch die Bettwärme. Gegen 8.30 Uhr suchten wir uns dann ein nettes Plätzchen um über den Ort hinweg auf die im Meer dümpelnden Eisberge zu schauen. Also nochmals, Im Vordergrund die bunten Häuser von Ilulissat und gleich dahinter die bis zu 50 Meter hohen Eisberge, nicht zu glauben, dieser Anblick. Wie in jedem Ort, den wir bislang angelaufen sind, findet man im Zentrum immer die bunten Häuser aus der Kolonialzeit, die mit dem dänischen Pfarrer Hans Egede begann. Dieser wollte die Grönländer zum Protestantismus bekehren.

Es werden Handelsgesellschaften gegründet und mit der Gründung der Königlich Dänischen Handelsgesellschaft entsteht ein Monopol. Die KGH untersagt jeglichen Handel der Inuit mit anderen Walfischern und Handelsschiffen. Die einzelnen Handelsstationen werden von dänischen Beamten verwaltet.

Zur Zeit des . Weltkrieges, genauer zwischen 190 und 1951, als die Nationalsozialisten Dänemark besetzten, übernahm die USA den Schutz Grönlands. 1953 erhielt die Kolonie Grönland den Status einer Provinz und zog mit 2 Abgeordneten ins Dänische Parlament ein. 1964 verfolgten die Dänen mir dem so genannten G-60-Plan die Absicht die Bevölkerung in die Städte zu konzentrieren, massenhaft wurden die Inuit umgesiedelt. Die Folgen des Identitätsverlustes waren Alkoholismus, Gewalt und eine stark ansteigende Selbstmordrate. 1972 wird Grönland gegen seinen Willen EG Mitglied durch die Dänen. 1979 wird Grönland ein eigener Staat innerhalb des Königreiches Dänemark, es erhält die Selbstverwaltung. 1985 wird aus der Königlichen Handelsgesellschaft die Kalaallit Niuerfiat (KNI) mit Selbstverwaltung. Grönland tritt aus der EU aus. 2009 regieren die Grönländer und seit dem 1. 1. 2010 können die Grönländer auch ihre Bodenschätze für die Industrialisierung des Landes nutzen. Durch die Schmelze des Inlandeises wird es immer günstiger die Bodenschätze, wie Erdöl, Gold unf Diamanten zu fördern Dadurch erhoffen sich die Grönländer in naher Zukunft auch unabhängig vom Block Grant zu sein. Der Grant Block ist eine jährliche Subvention Dänemarks, da allein die Kosten für die Infrastruktur auf Grönland sehr kostspielig ist und bis heute nicht erwirtschaftet werden kann. Für die 56000 Einwohner zahlte Dänemark z. B. 2011 ca. 475 Mio Euro. Heute versucht man auch verstärkt den Energiebedarf des Landes über Wasserkraft zu decken, neue Bauweisen mit gebrannten Ziegeln soll Energie sparen, alles Maßnahmen um die Energiekosten in den Griff zu bekommen und unabhängig zu werden.

Wir gingen zurück zu unserem Treffpunkt, wo sich weitere Fluggenossen versammelten und wir mit einem Kleinbus zum Flugplatz von Ilulissat gebracht wurden. Die Fahrt dauerte gut 10 Minuten. 

Der Flugplatz liegt ca 5 km außerhalb des Ortes und es gehen von hier rund 20 Flüge in der Woche nach Island, weitere Inlandsflüge. Das Straßennetz hat hier übrigens ganze 40 km. Ob sich da ein Auto wirklich lohnt? Im Winter ist man dann ja noch mit den Schlittenhunden unterwegs, die übrigens immer Vorfahrt haben.

Schlittenhunde findet man in den Regionen oberhalb des Polarkreises reichlich, darunter sind sie wegen der Schafzucht verboten. 

Wir bekamen ein Briefing und in einem Film die Sicherheitshinweise gezeigt. Der Hubschrauber war ein ein Bell 212, wem das was sagt, ein Typ, der bereits in Vietnam geflogen ist. Wir waren 11 Passagiere und ein Pilot. Dieser beglückwünschte uns als Deutsche zu dem grandiosen 7:1 Erfolg der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ich denke ernsthaft daran, dem Jogi Löw zu schreiben; wissen die Jungs denn überhaupt wo der wohl nördlichste Fan der Deutschen Nationalmannschaft wohnt? Er kannte sich aus.

Wir nahmen unsere Plätze ein und hatten auch gute Fensterplätze. So konnten wir den Weg durch den rund 40 km langen Eisfjord, der mit den riesigen Eisbergen belegt ist, fliegen. Man konnte eigentlich die wahre Geschwindigkeit des Hubschraubers nicht nachvollziehen, wir flogen mit im Schnitt 120 km/h, in der Spitze bis 190 km/h.

Die Flughöhe war von 150-300 Metern.

Nach gut 25 Minuten erreichten wir die Abbruchkante des  Gletschers.

Mit einer Produktion von 43 Millionen Tonnen Eis und einer Geschwindigkeit  von 50 Metern täglich ist der Ilulissat Gletscher der meist produzierende Gletscher der nördlichen Halbkugel. Er ist 7 Kilometer breit und 1 Kilometer dick. Wir landen direkt auf dem Gletscher und haben gut eine halbe Stunde Zeit in Ruhe dem Treiben an der Kante zu lauschen. Zweimal hören wir das gewaltige Knacken im Eis, leider bekommen wir keinen Abbruch, oder das Kalben des Gletschers nicht zu sehen. Aber von unserem Standpunkt zur gegenüberliegenden  Kante sind es 7 Kilometer, das sieht für uns so nah aus.

Die gewaltigen Dimensionen werden uns eigentlich erst beim Flug über die Eisberge am Gletscher klar und es scheint schier kein Ende zu nehmen. Eis in allen Farben und Schattierungen, so weit das Auge reicht. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus und so gewaltig habe ich es mir wirklich nicht vorstellen können.

Der Flug zurück durch den Eisfjord und über die unterseeische Moräne, an der die imposanten Eisberge in das Meer stranden, ist fast noch beeindruckender, als der Hinflug. 

Unser Pilot sagt, dass es vielleicht noch vielleicht 15 Jahre dauert, bis die Eisberge nicht mehr ins Wasser kalben, sondern auf Land treffen und dann ist es vorbei, vorbei mit den tollen Eisbergen im Meer!

Wir fliegen auch noch über die Bucht in der einige Eisberge dümpeln und sehen unser im Gegensatz dazu doch so winziges Schiff vor dem Hafen liegend. Auch über den Ort Ilulissat, der sich an den Hängen der Bucht befindet, machen wir noch einen kleinen Schlenker.

Der Flug war nicht ganz billig und wir haben auch lange überlegt, ob wir ihn machen sollen, doch jeder Euro hat sich gelohnt!

Wir kehren gegen 12.00 Uhr wieder auf das Schiff zurück und lassen die Bilder nochmal auf uns wirken. 

Am frühen Nachmittag geht es dann auch schon wieder los zu unserer Bootstour durch die Eisberge. Wir haben einen Eisbrecher aus dem Ort und bekommen durch eine Einheimische einige Informationen zu der Gegend, zum Fjord und zu den unterschiedlichen Eisformationen. Da weiße Eis wird durch den gewaltigen Druck und die Lufteinschlüsse im Eis gebildet und das glasklare Eis ist das weitaus gefährlichere Eis für den Seemann, da es im Nebel kaum auszumachen ist. Übrigens war der Eisberg, der die Titanic zum Untergang brachte, aus diesem Gletscher von Ilulissat, bzw. aus dem Kangia Eisfjord.

Die mehrfach sichtbaren türkisfarbenen Flecken auf den Eisbergen sind aus dem schon bereits geschmolzenen Eis und entstehen durch die Lichtbrechung, die braunen oder auch schwarzen Verfärbungen sind Geröll von den Gletscherrändern und keineswegs Umwelteinflüsse. Die gelben Flecken sind häufig Hinterlassenschaften der Robben.

Also, wie schon beschrieben, ein Farbenspiel.

Während der Fahrt durch die Eisberge, die sich mitunter gut 50-60 Meter hoch neben uns auftürmen, sind auch vom Boot aus sehr beeindruckend und es bietet sich nun  so eine ganz andere Perspektive für uns. Auch ist es schon witzig, wenn man in einigen Eisbergen kleine oder größere Skulpturen erkennt. Für das Auge ist es sehr abwechslungsreich zwischen einem Frosch, einem Wal oder ähnlichem hindurchzufahren. Es wird nicht langweilig und wir genießen die rund 2 Std. Tour durch die Welt aus Wasser und Eis.

Die Eindrücke dieses Tages waren mit Sicherheit die nachhaltigsten und auch wohl der Höhepunkt dieser Reise, darüber sind wir uns alle wohl einig.

Übrigens hatten wir Glück mit dem Wetter, hier in der Diskobucht, da es zwar leicht bewölkt war und auch nicht wirklich sonnig, doch wir hatten so unterschiedliche Lichtverhältnisse, das wir tolle Aufnahmen machen konnten. 

Am frühen Abend laufen wir aus und während des Abendessens wird uns ein unvergessenes Panorama geboten. Tausende großer und kleinerer Eisberge ziehen an uns vorbei und erscheinen in den schillerndsten Farben, mal mit, mal ohne Sonne, mit oder ohne Nebel.

Wir laden abends unsere Fotos und Filmsequenzen auf den Rechner und erfreuen uns an tollen Eindrücken. Leider können weder Film noch Fotos die Dimensionen wiedergeben, diese werden uns aber in bleibender Erinnerung sein

Die Nacht nutzen wir um eine Distanz von ca 320 km zu überbrücken und am Morgen unseren nördlichsten Punkt zu erreichen, die kleine Stadt Uummannaq. Dort kommen wir gegen 12.30 Uhr an. 

Den Vormittag verbringen wir mit verschiedenen Lektorenvorträgen, heute erfahren wir viele Neuigkeiten über die arktische Tierwelt und dann noch über die Gegend hier oben in der Arktis.

Es gibt in der Arktis eigentlich nur 5 Säugetiere, das Rentier, den arktischen Wolf, den arktischen Fuchs, den Moschusochsen, den Schneehasen und natürlich den König der Arktis, den Eisbären. Alle Zeitgenossen sind durch ihr ausgeprägtes Unterfell und die Behaarung selbst an den Pfoten oder Tatzen sehr gut an die Kälte angepasst. Übrigens haben wir heute die Neuigkeit mitgenommen, dass Rentiere durch die ungewöhnlich starke Durchblutung unter der Nasenschleimhaut durchaus rote Nasen haben können, also den Rudolph gibt es wirklich mit seiner "red  nose", kein Witz. 

Uummannaq liegt auf einer Insel ca 590 km nördlich des Polarkreises und somit mittig von Grönland. Alle Orte, in denen im Sommer nicht untergeht und mindestens für 2 Tage im Winter garnicht aufgeht, liegen in der Arktis. In Uummannaq herrscht vom 7. November bis 4. Februar die Polarnacht und vom 16. Mi bis 28. Juli erscheint die Mitternachtssonne. Wir befinden uns nun in einem sehr trockenen Klima, was zur Folge hat, dass es hier kein Kampf mit den Moskitos gibt, dieses Klima wird auch als arktische Wüste bezeichnet. Neben dem Weihnachtsmann, der hier seinen Sommersitz hat, leben in Uummannaq rund 2300 Einwohner. Sie leben vorwiegend vom Fischfang und der Verarbeitung in der hier ansässigen Fischfabrik. Vor der Bucht, wo unser Schiff auf Reede liegt, dümpeln tausende großer und kleinerer Eisberge. Wir werden mit den Zodiacs an Land gebracht und von dort kann man tolle Fotos mit den Häusern im Vordergrund und den dahinter vorguckenden Eisbergen machen.

Auch gibt es hier wieder zahlreiche Schlittenhunde, die vor fast jedem Haus einzeln an Ketten liegen, viele haben auch ihre Jungen bei sich.

Rund 25000 Schlittenhunde leben nördlich des Polarkreises. Hier findet man den grönländischen Schlittenhund, den Grönländer, der perfekt an die arktischen Verhältnisse angepasst ist. Er besitzt ein ausgesprochen dichtes Unterfell und ein robustes Deckhaar. Entgegen des Husky hat er kein blaues Auge und hat ein kräftigeren Körperbau und erinnern stark an den arktischen Wolf. Selbst seine Pfoten sind mit Fell bedeckt. Er lebt ganzjährig draußen und trotz auch den schlimmsten Schneestürmen. Leider werden in einigen Gebieten diese Hunde als Nutztiere unter erbärmlichen Bedingungen gehalten, was auch hier einige Tierschützer auf den Plan ruft.

Auf unserer Reise haben wir übrigens bislang wenig Kontakt mit Tieren gehabt. Nur einen Wal konnten wir bislang so richtig beobachten, wie er mit der Flosse spielte. Leider haben wir noch kein Rentier oder eine Robbe und schon gar keinen Moschusochsen, geschweige denn einen Eisbären gesehen. Die beiden ersten Tiere sehen wir zur Zeit wahrscheinlich nicht, weil sie in diesen Gegenden sehr stark bejagt werden, bzw. im Sommer in die wärmeren Gefilde ziehen. 

Dafür hatten wir reichlich Gelegenheit die Schlittenhunde zu sehen, wenn auch ohne Schlitten.

Gegen 19.00 Uhr verlässt unser Schiff die Reede und nimmt Kurs auf das ca. 320 km südlich liegende Qeqertassuaq, eine Insel gelegen vor Ilulissat, welche "die große Insel" bedeutet und die größte Insel in der Diskobucht ist.

Qeqertassuaq ist vulkanischen Ursprungs, während der letzten Eiszeit vor 55 bis 60 Mio. Jahren, entstanden. Der Ort selbst liegt im Süden der Insel und heute leben hier noch 950 Einwohner, die auch hier wieder vorwiegend vom Fischfang und dessen Verarbeitung. Kolonialbauten, Museum und Kirche sind die prägenden Bauten des Ortes, der hier sehr zerklüftet liegt, da es fast ausschließlich Einfamilienhäuser gibt. 

Übrigens wird auf Grönland das Bauland nicht erworben, sondern man bekommt auf Antrag einen Bauplatz, den man so zusagen geliehen bekommt.

Qeqertassuaq liefen wir heute morgen gegen 8.00 Uhr an und zunächst hatte die Crew einige Schwierigkeiten, da es nicht ganz klar war, ob wir mit unseren Tendern anlanden konnten. Es war im Hafen kein Steg für die Tenderboote . Übrigens lag das erste Mal auf dieser Reise  ein weiteres Schiff im Hafen, die ... 

Bislang hatten wir, obwohl hier eigentlich die Hochsaison ist, noch kein Kontakt mit anderen Schiffen, in allen. Häfen waren wir das einzige.

Als wir heute Morgen in die Bucht einfuhren, herrschte noch dichter Nebel und ich spielte bereits mit dem Gedanken, an Bord zu bleiben. doch nach dem Frühstück  Riss es auf und die Sonne machte sich breit. Nach einigen Verschiebungen konnten wir dann doch an der Tankstelle des Hafens anlanden und von Bord gehen. Bei tief blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein genossen wir 3 ganz entspannte Stunden in dem sehr beschaulichen Orte. Alle Einheimischen waren sehr freundlich und selbst die jungen Schlittenhunde kamen uns zu begrüßen. Ihr Fell ist wirklich sehr flauschig und das dichte Unterhaar ist auch leicht fettig.  Wir hatten einen Kontakt zu einem Arbeiter der örtlichen Fischfabrik und hier werden statt Heilbutt Krabben verarbeitet, allerdings nur in den Sommermonaten. 

Ansonsten leben die Einheimischen von Fischfang. Die Fischbestände sind hier in der Diskobucht durch die klimatischen Gegebenheiten sehr günstig und die Fischbestände sehr reichhaltig.

Auch soll es eine Vielzahl an Walen und Robben geben, uns blieb der Anblick leider jedoch bislang verwehrt.

Abseits der geteerten Straße entdecke ich eine sehr schöne Bucht, in der ein paar Eisberge dümpeln. Als Stefan an die Klippe tritt, entdeckt er die örtliche Entsorgung der Fäkalien. Manche Häuser verfügen noch heute nicht über einen Wasseranschluss und auch nicht über eine eigene Toilette. Die Fäkalien Werden in Plumpsklos in Plastiksäcken gesammelt, auf einen Pickup geladen und in einer abgelegenen, hier beschriebenen Bucht, von einem Menschen über die Klippen entleert und entsorgt.

Auch an der örtlichen Müllkippe kommen wir wenig  später vorbei und wir wundern uns, dass man den Müll nicht von der Insel bringen lässt und zentral verbrennt.

Es ist heute unsere letzte Gelegenheit ein Souvenir aus Grönland zu erstehen und vor dem einzigen Lebensmittelladen bieten wieder Inutis ihre Waren an, doch mit den klassischen Perlenketten kann ich wohl daheim niemanden beglücken, auch die Amulette aus Rentiergeweih wird wohl keine Freunde finden. Ich knüpfe meine ganze Hoffnung in dieser Hinsicht nun an die restlichen Tage auf Island.

Auch der heutige Ort bietet als Shoppingmeile lediglich eine Post, einen Lebensmittelladen und einen Friseur, hinzu kommt kulturell noch die niedliche Kirche, die uns im Innern leider verborgen bleibt.

Aber der Ort ist mega fotogen und wir toben uns hier so richtig aus, es ist unbeschreiblich in Motiv und Farbe. 

So, nun kommen wir von einem sehr informativen Vortrag eines Lektors über die Inuits in Grönland und ich fasse diesen hier mal kurz zusammen:

Die Vorfahren der heute in Grönland lebenden Inuits kamen vor über ca 6000 Jahren über die Beringstraße aus Nordamerika. Inuits leben heute an der Westküste von Grönland, in Alaska und Kanada, wo sie auch Eskimos genannt werden. Sie waren zunächst Landjäger und erst in der Thule-Kultur, also im 11.-15. Jh n. Chr. Hatten sie Kajaks, Umiak und Hundeschlitten entwickelt und konnten auch auf Fischfang gehen.

Die Vorfahren der heutigen Inuits waren ein mongolisches Nomadenvolk, das Wort "Inuit" bedeutet ganz einfach "Mensch". Mitte des 19. Jh. War die Lebenserwartung bei Frauen 23 und bei Männern 28 Jahre. die Frauen waren für den Haushalt, die Männer für die Jagd bestimmt.

Die Sprache der Inutis ist reich an Umschreibungen, so gibt es allein für die Bezeichnung das Schnees ca 100 verschiedene Umschreibungen. Der der Sprache gibt es keine Bezeichnung für Krieg, was doch sehr beachtlich ist. Konflikte wurde häufig verbal gelöst.

Die Inuits sind mit einer durchschnittlichen Größe von 1,50-1,60 m eher ein kleinwüchsiges Volk und auch sehen sie weitestgehend wohlgenährt aus. Sie bewohnten im Winter Steintorfhäuser (frischer Torf besteht aus 95% Wasser! im trockenen Zustand ist er extrem isolierend) und im Sommer gingen sie auf Fischfang und wohnten in Zelten.

Die Torfhäuser hatten einen Tier liegenden Eingangstunnel als Kältebarriere und die bewohnten Areale lagen etwas darüber, so blieb die Wärme von ca 10 Grad erhalten. Es gab einen Platz als Aufbewahrungsort der Nahrungsmittel nahe des Eingangs und eine Plattform zum Schlafen, dauerhaft brannte die Tranlampe, die zur Befeuerung, als Heizung und als Lichtquelle diente. 

Im Sommer gingen sie auf Robbenfang und dann lebten die Inuits in Zelten aus Robbenfellen , gestützt von Knochen der Wale. Bauholz war in dieser Gegend, der Tundra, eher selten.

Die Inuits waren und sind auch heute noch vielfach mit Fellen von Robben bekleidet. Als Unterkleidung wird das Fell nach innen, bei rd. äußeren Kleidung nach außen getragen. Die Frauen, die die Kleidung zu nähen hatten, kauten die Nahtstellen mit ihren Zähnen weich. 

Als Nahrung dienten ebenfalls Robben und Walfleisch, welches sehr wertvoll ist. Die äußere Haut ist sehr Vitamin C hälftig, darunter liegt die dicke Fett- oder Blubberschicht, darunter wiederum das eigentliche Fleisch.

Im Winter zogen die Schlittenhunde die Schlitten, die sich bis heute so gut wie garnicht verändert haben.

In Grönland Werfen die Schlittenhunde fächerförmig vor die Schlitten gespannt, ein Hund zieht gut 45 kg und sie legen Strecken bis zu 159 km zurück. Heute gibt es natürlich auch viele Motorschlitten. Übrigens haben Hundeschlitten hier immer Vorfahrt.

Auf dem Wasser bewegen sich die Inuits in den Umiaks, den typischen Frauenschiffen fort, diese sind mit Häuten bezogen und mit Urin gegerbt, sie werden mit Rudern fortbewegt. Die Männer sitzen in ihren eigenen Kajaks, die Anoraks sind vielfach mit den Booten vernäht.

So, das war es in Kürze über das sehr interessante Volk der Inuits, die noch heute vielfach mit und von der Natur leben, wenn auch mit vielen Problemen unserer neuzeitlichen Zivilisation.

Heute Morgen konnten wir etwas ausschlafen und gemütlich bei blauem Himmel und Sonnenschein sogar draußen an Deck frühstücken, wer hätte das gedacht.

Nach dem Frühstück erwartet uns wieder ein Lektorenvortrag über die arktische Pflanzenwelt.

Den heutigen Tag haben wir damit zugebracht uns zu bilden, zuerst, wie schon erwähnt, über die arktisch Pflanzenwelt, am Nachmittag dann über die Seevögel und den Einfluss der Menschen auf deren Lebensräume. 

Wir werden morgen früh an die Mündung des Fjordes kommen, der in den Prins Christian Sund (ja, Prins mir S, kommt aus dem Dänischen) mündet. 

 

Heute erreichen wir nach einer etwas nebeligen Nacht etwas verspätet die Fjordlandschaft im Süden von Grönland. Da uns nun doch keine Eisberge die Ein- oder Ausfahrt versperren, können wir in den gut 120 km langen Fjord einfahren. Der Prins Christian Sund ist gute 40 km lang. Der Unterschied eines Sundes zu einem Fjord liegt darin, das man in einen Sund einfahren kann und an einer anderen Stelle wieder den Sund verlässt. Ein Fjord kann man nur an einer Stelle befahren. 

Wir fahren also im Süden in die Fjorde ein und der Prins Christian Sund schließt sich Richtung Osten an. 

Wir befahren die Fjorde den gesamten Vormittag und gelangen dann gegen 13.00 Uhr in den eigentlichen Prins Christian Sund. Dieser zeichnet sich durch etliche Inlandgletscher aus, die ihre Eismassen in das Wasser in Form von kleineren Eisbrocken oder durch Wasserfälle abgeben.

Bei der Einfahrt heute morgen hatten wir etwas trübes Wetter, doch im Laufe des Tages reisst es immer mehr auf und schließlich kommt noch die Sonne durch. Wir genießen dann doch noch eine Zodiacfahrt direkt an die Gletscherkante, wenn auch etwas verkürzt. Wir müssen rechtzeitig wieder die Fahrt aufnehmen, da das Schiff hier im Sund keinen Satellitenempfang hat. Heute ist das Endspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien gegen Argentinien. Würde dieses Spiel nicht zu sehen sein, ich glaube, es gäbe eine Meuterei!

 

Nun bleibt mir noch ein wenig Zeit etwas über die arktische Pflanzenwelt zu berichten:

Durch die langen arktischen Winter und die kurzen Sommer gibt es in der Hocharktis nur Moose und Flechten. Diese gibt es hier in gut 1000 verschiedenen Arten, sie sind eine Symbiose aus Algen und Pilze und wachsen ca 0,01 mm pro Jahr. Es gibt Grün- und Schneealgen, Krustenflechten brauchen extrem wenig Licht. Die Rentierflechte ist die häufigste Flechtenart, sie wächst 7,5 cm in 50 Jahren. Von Hocharktis spricht man, wenn die Temperatur in der Regel nicht über 4 Grad kommt und hier gibt es ca 100-200 mm  Niederschlag pro Jahr. Darunter finden wir die Tundra, eine baumlose Gegend. Tundra kommt aus dem Finnischen und heißt "baumlos". Dort gibt es permanenten Frost im tiefen Boden, so 800  bis 1500 m tief.

In der Arktis gibt es keine Bäume, was an der fehlenden Sommerwärme liegt. Die Photosynthese fehlt, dafür sind die 6-8 Wochen Sommer einfach zu wenig. So haben die Pflanzen keine Kraft mehr nach den Stengeln und Blättern auch noch Holz auszubilden.

Von Arktis spricht man, wenn die Temperatur im Juli nicht über 10 Grad C ansteigt. Es gibt ca 1900 Pflanzenarten in der gesamten Tundra. Vorwiegend Moose und Flechten, worin die ca 350 Blütenpflanzen wurzeln. Sie wachsen also ganz dicht am Boden, dadurch erhalten sie Kälte- und Windschutz, im Winter schützt sie die geschlossene Schneedecke. Häufig haben sie Zucker und Salze als Frostschutz eingelagert. Nachfolgend nun einige typische Vertreter dieser Region:

Steinbrech-Arten: wie Rasensteinbrech; kleine weiße oder rosa Blüten auf Polstern wachsend.

Silberwurz: weiße Blüten mit gelben Kelchblättern, sie ist die Nationalblume von Island

Wolliges Läusekraut:  weiß mit Haaren als Wärmeschutz, sie ist giftig

Weidenarten, auch sie sind behaart an den Blättern

Stengellose Glockenblume- mit blauen Blüten

Schwefelgelber Hahnenfuß - mit kelchartigen Blüten

Arktischer Mohn, gelb oder weiß, die Blüten fangen die Sonnenstrahlen auf und sie wandern mit der Sonne.

Weiter gibt es noch die Zwergstrauchheiden, Bärlapp, Maiglöckchen, die arktischen Zwergbirken und Wollgras, welches übrigens essbar ist. Auch Ackerschachtelhelm und Salzmiere, das aufgeblasene Leinkraut und das alpine Hornkraut, das eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem Gänseblümchen hat. Die Alaska-Lupine ist übrigens nicht endemisch, sie wurde zur Bodenverbesserung aus Island eingeführt. Das arktische Weidenröschen ist die Nationalblume von Grönlands.

Die Bestäubung erfolgt durch die hier lebenden Insekten, wie die arktische Hummel, Mücken und Fliegen, welche im Winter einfrieren und deren Entwicklung wieder im Sommer einsetzt.

Neben den Blütenpflanzen gibt es auch noch rund 700 Pilzarten.

In den subarktischen Bereichen gibt es Moorbirken und Ebereschen, die sogar eine Höhe von bi s zu 3m erreichen können. Es ist schon sehr interessant, wie sich die Pflanzenwelt den unwirklichen Gegebenheiten anpasst.

 

Vorgestern setzte die lange Reise zurück nach Island ein und nachdem wir gestern den ganzen Tag auf See waren, werden wir nun gegen 13.00 Uhr auf den Westmännerinseln, genauer in Heimaey ankommen. 

Am gestrigen Vormittag konnte ich noch an meinem Bericht, bzw. Film arbeiten, doch ab dem späteren Nachmittag hatte der Sturm vor Island mich mal wieder hernieder gerafft. Da kommen Erinnerungen an meine frühen Kindertage auf. Der Vorteil ist, die Pfunde werde ich gleich hier an Bord wieder los und muss mich nicht mühselig zu Hause damit herum schlagen. Gott sei Dank bin ich recht gut mit den Medikamenten ausgerüstet, so dass ich wenigstens heute, es herrschen noch immer Windstärken von 6-7, am Leben teilnehmen kann. Ich hoffe nun, dass der Wind vor der Küste etwas abflaut, sonst könnte es mit den Pillen eng werden.

 

Nachdem wir in den Hafen von Heimaey eingefahren sind, werden wir wahrscheinlich mit dem Tender an Land gebracht und ich werde eine Inselrundfahrt unternehmen, Stefan wird zum Vulkan wandern. Leider regnet es zur Zeit, mal sehen, ob sich die Wolken noch etwas verziehen. Noch immer bleibt es sehr spannend!

Ich hoffe sehr, heute auf Island mal wieder einen Wifi zu finden. Gestern trafen sich übrigens ein Großteil der zur Staff (also Reiseleitung, Krankenstation, Lektoren etc.) gehörenden Crew mit ihren Laptops und Smartphones in der Bar um mal wieder Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Wegen der Fußballübertragungen war das Internet für sie komplett gesperrt, auch sämtliche Fernsehkanäle waren nicht verfügbar.

Da der Satellit umgezwischt wurde, konnten wir auch nur die Nachrichten des Vortages via Internet sehen.

So etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Grönland und Island sind wir wieder up to Date.

Es kam alles ganz anders. Wir wurden vom Lotsenboot in  die sehr enge Einfahrt des Hafens von Heimaey geführt und der Kapitän sagte nachher, laut Auskunft des Lotsen sei es das bisher größte Schiff, das jemals diese enge Einfahrt direkt in den Hafen passiert hätte.

Somit konnten wir ganz bequem die Gangway runter gehen. Es standen bereits die Busse bereit zur Inselrundfahrt. Von einer Einheimischen, die als 13-Jährige den Vulkanausbruch erlebte, erfuhren wir alles Wissenswerte über die Region und die Inselwelt der Westmännerinseln. Diese erhielten ihren Namen übrigens durch Seefahrer, die von Norwegen auf die Insel kamen und diese besiedelten. 

Die größte Insel ist die Insel Heimaey. Die ganze Inselgruppe besteht aus 14 Inseln, wobei die vorgelagerte Insel Surtsey im Jahr 1963 durch Eruption aus dem Meer entstand. Wie von Fischern berichtet, sei dies mit heftigem Getöse, einer dunklen Rauschwolke und starkem Schwefelgeruch begleitet gewesen. Dies geschah um 6.55 Uhr des 14.11. 1963, um 8.00 Uhr war eine Eruptionssäule aus Gasen und Asche von einer Höhe von 100 m, sie stieg noch bis zu einer Höhe von 9 km an. Aus der rund 400 m langen Spalte wurde eine 500 m breite und 45 m hohe Insel gebildet. Es kam zu weiteren Eruptionen im Jahr 1966. Die Insel wuchs auf 2,5 Quadratkilometer und 174 Höhe. Der Vulkan erlosch im Jahr 1967. Seit dieser Zeit hat sie bereits wieder 40 Meter ihrer Höhe eingebüßt. Die Erosion geht stetig weiter und man rechnet damit, dass 2130  wahrscheinlich nur noch eine Fläche von 0,4 Quadratkilometern bleiben wird. Der Zutritt zur Insel ist streng untersagt, die Insel steht unter Naturschutz und auf der UNESCO Welterbe Liste. Hier will man die Besiedelung durch Flora und Fauna beobachten. Tatsächlich haben sich einige Moose, Flechten und sogar Blütenpflanzen bereits ihren Lebensraum erobert.

Die Insel Heimaey ist geprägt durch den verheerenden Vulkanausbruch am 23. Januar 1973, bei dem allein 400 Häuser und die Fischfabrik des Ortes von der Lava verschüttet wurden. Da am Vorabend des Ausbruches ein Sturm herrschte, die Fischereiflotte, die größte übrigens von Island, im Hafen lag, konnte die Evakuierung der Bevölkerung schnell vorgenommen werden und es kam Niemand um Leben. Die Lavafontänen schossen aus einer 2-3 km langen Spalte empor.

Allerdings hatten die Lavaströme die Häuser weitestgehend zerstört und man hatte große Angst, die Magma würde die Hafeneinfahrt verschütten. Amerikanische Pumpen wurden herbeigeschafft und durch Kühlung der Magma mit mehr als 6 Millionen Tonnen Meerwasser konnte dies verhindert werden. Nun ist die ursprünglich 800 Meter breite Hafeneinfahrt auf lediglich 160 Meter verringert. Erst im Juli 1973 endete der Vulkanausbruch. 

Für die Bevölkerung ist dies nun nicht mehr von Nachteil, der Hafen liegt wesentlich geschützter für die Fischereiboote und die Lavaberge verringern den erheblichen Wind, der über den Ort fegt. Die Inselfläche wuchs durch den Ausbruch um 2,5 Quadratkilometer auf jetzt 13,6. Die 4300 Einwohner von Heimaey leben  vorwiegend vom Fischfang und der Fischverarbeitung. Die Insel ist 14,5 Quadratkilometer groß. 

Wir fahren also nun über die Insel, besuchen rekonstruierte Häuser aus der Wikingerzeit und kommen am kleinen Flughafen vorbei. In gut 6 Minuten ist man am Festland, in 25 Minuten erreicht man Reykjavik.

Am höchsten Punkt der Insel machen wir direkt an den Klippen Halt und besuchen die Nistplätze der Papagei Taucher. Es sind ganz putzige Tiere mit sehr markanten bunten Schnäbeln und Füßen. Sie bewegen sich etwas tollpatschig. Da sie eigentlich nicht sehr scheu sind, haben wir Glück und können ein paar beeindruckende Aufnahmen machen. Es war natürlich ausgesprochen todesmutig von mir, diese zu machen, dies muss ich hier noch mal ausdrücklich erwähnen. 

Es ging dann auch schon weiter zum Fuße des Vulkans, und dann hinauf zum Krater. Dies konnte ich mir ersparen, da Stefan eine Wanderung dorthin machte und die zweite Kamera bei sich trug. Ich habe mich in der Zeit auf die vielfältige Flora konzentriert, es ist beeindruckend, was dieser Gesteinsformation erwachsen kann.

Ich beende die Rundfahrt und steige am, erst vor 6 Wochen neu eröffneten, Museum aus. Durch eine Audioführung bekommt man sehr anschaulich die näheren Umstände der damaligen Lebensumstände vor und nach dem Vulkanausbruch veranschaulicht. Auch Reste verschütteter Häuser sind dort zu sehen.

Mit Stefan traf ich mich dann am Museum und wir tranken noch einen Kaffee im Restaurant des Museums und nutzen den Hotspot um Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.

Zusammen schlenderten wir dann hinunter durch den Ort zum Hafen um unser Schiff wieder zu besteigen.

Pünktlich liefen wir aus und nach den morgendlichen ungemütlichen Wetterverhältnissen hatte es sich doch sehr ordentlich entwickelt und beim Auslaufen kam sogar die Sonne noch raus.

16. Juli 2014

Nun sind wir unterwegs zu unserem nördlichsten Punkt Islands, in die Region der Westfjorde, genauer gesagt in den Hafen von Isafjördur, der Metropole der Gegend. Die Westfjorde liegen etwas nördlich des Polarkreises, also nördlich des 66 Grad Nord, 33 Minuten Nord, wir befinden uns also wieder in arktischen Gefilden. Als "arktisch" bezeichnet man übrigens auch die "10 Grad Juli Isotherme", also die Grenze, in der im Mittel im Juli nicht höhere Temperaturen als 10 Grad C herrschen, oder die auch die Baumgrenze ist.
Dort werden wir mit dem Schiff die Vogelwelt an der Küste und an den sehr steilen Klippen besuchen und anschließend noch ein wenig den Ort erkunden. Durch die hier sehr hohen Berge werden wir auch mal wieder keinen Empfang haben und es wird wieder schwierg werden, unsere Daten zu aktualisieren.
Es bleibt noch immer spannend.
Am Vormittag schlendern wir durch den kleinen Ort, der ebenfalls von der Fischerei lebt. Wir sind voller Hoffnung nun doch noch kleine Mitbringsel erstehen zu können. Doch wieder erscheint uns das Angebot wenig interessant. Wir könnten kleine oder größere Lavasteine erstehen, doch die habe ich ja in Hülle und Fülle bereits selbst gesammelt (in meinen schon legendären Zipp-Beuteln) und ordnungsgemäß katalogisiert, die fallen also aus. Es gibt noch diverse Schlüsselanhänger und so ein Zeug, doch auch davon dümpeln in unseren Schubladen einige herum. Also wieder nichts.
Wir aktualisieren dann noch unsere Daten in einem mit einem Hotspot ausgestatteten Restaurant und tauschen letzte Infos aus.
Mit einem kleinen Boot ging es durch die Fjordlandschaft mit den seitlichen Vulkanbergen. Hier gibt es übrigens sehr viele dieser Tafelvulkane, die durch die umliegenden Gletscher entstanden sind. Dadurch erkaltet die Magma sehr schnell und fällt praktisch in sich zusammen, wodurch diese Platten entstehen.
Nach gut 30 Minuten hatten wir die kleine Insel Vigur erreicht. Mit einer örtlichen Reiseleiterin und unserer Ornithologin gingen wir über diese kleine Insel, die von einer Familie in vierter Generation bewohnt ist. Da zur Zeit Ferien in Island sind, treffen wir auch auf Kinder, die zur Schulzeit auf dem Festland zur Schule gehen. Die kleinen bunten Häuschen, die Atmosphäre, es könnte alles auch von Astrid Lindgren beschrieben sein und die Vorlage für das Buch " Die Kinder von Saltkrokan" gewesen sein, doch wir sind ja in Island.
Zunächst werden wir darauf aufmerksam gemacht auf die teilweise sehr tiefen Nester der Papageitaucher zu achten, damit man nicht plötzlich darin umknickt. Wir erhalten an der einzigen kleinen Windmühle Islands jeder einen ca 1 Meter langen Stock um die Angriffe der Küstenseeschwalben abwehren zu können.
Begrüßt werden wir von einer Kolonie Papageitaucher. Diese putzigen Tiere mit ihren bunten Schnäbeln und Füßen sind natürlich der absolute Höhepunkt für die ganzen Hobby-Ornis. Die Ornithologen nennen sich, wie wir gelernt haben, gerne auch kurz Ornis, nun gut.
Also wir Bewunderer der Vögelchen sind von diesen kleinen Freunden sehr beeindruckt, da sie auch noch neugierig und wenig scheu, somit eben auch sehr fotogen, sind. Papageitaucher werden von den Einheimischen übrigens sehr nett als Puffins bezeichnet.
Weiter geht es dann zu einer Kolonie Küstenseeschwalben. Wir werden nun aufgefordert den Nestern nicht zu nahe zu kommen und uns mit unseren Stöcken zu schützen. Doch die Tiere erweisen sich als sehr angriffslustig und hier kommt mir nun der Hitchcock-Film " Die Vögel" in den Sinn. Ich denke, der große Meister hatte ebenfalls schon Kontakt mit Küstenseeschwalben und sie dienten als Vorlage zu seinem Film, also keine Krähen.
Sie versuchen wirklich einen Angriff auf den Kopf und strecken dafür beide Krallen lang aus um einen zu berühren. Da sie hervorragende Segler der Lüfte sind, muss man doch sehr auf der Hut sein.Wir sehen auch einige Nester im hohen Gras und auch Jungtiere.
Weiter geht es dann noch zu den Trottellummen und dann zu den Eiderenten. Hier auf der Insel werden die feinen Daunen der Eiderenten gesammelt und für sehr viel Geld verkauft. Eine Daunendecke von Eiderenten kostet schon mal 4000-5000 Euro. Island, und gerade die Gegend der Westfjorden, ist die Gegend mit dem höchsten Ertrag dieser Daunen. Das Sammeln und Reinigen dieser Daunen ist jedoch auch sehr kostspielig und mühselig, daher sind die Preise aber auch durchaus nachvollziehbar. Uns erscheint jedoch, dass die Familie hier auf dem Eiland ganz gut vom Tourismus und den Daunen leben kann.
Als Abschluss unseres Besuches erhalten wir noch selbstgebackenen Kuchen, wirklich sehr lecker.
Nach gut 21/2 Stunden verlassen wir wieder dieses kleine  Einod. Es war unser letzter Ausflug auf Island und noch mal eine schöne Erfahrung.
Die Fahrt geht über Nacht nach Grundarfjördur, einem Ort etwas nördlich von Reykjavik gelegen. Er liegt an der Nordküste der Halbinsel Snaefellsnes.
Wir haben hier keine Ausflüge gebucht und erkunden das kleine Örtchen selbst zu Fuß.
Die angebotenen Ausflüge erweisen sich auch im Nachhinein als wenig erquickend, besonders wenn man bereits die großen Gletscher in Grönland gesehen hat. Die sind nun nicht mehr zu toppen. Leider haben wir auch am Vormittag schlechtes Wetter und die Ausflügler zum Gletscher konnten ihn nur erahnen. Mit der angebotenen Bootstour an den Klippen entlang hatten sie wohl mehr Glück.

Wir haben ein wenig unsere Berichte verfasst und Daten geordnet und so unseren letzten Tag an Bord ganz relaxed genossen. Am Abend folgt noch ein Gala-Essen und dann geht es morgen für uns um 10.00 Uhr von Bord.

Das Gala Dinner musste für uns noch einen Moment warten, da wir uns der Sensationslust ein wenig hingaben. Das Schiff ruckelte während des kleinen Abschiedsempfangs der Crew und des Kapitäns ein wenig und wir bekamen die Info, dass wir einen Fischtrawler, der auf Grund gelaufen war, von der Sandbank ziehen sollten. Also gingen wir erst mal an Deck und guckten uns das Manöver an. Die Crew war schwer im Einsatz, ein Zodiac brachte das Tau zum Trawler und der Kapitän versuchte wohl sein Bestes, doch mittlerweile waren auch schon Lotsenboote und die Küstenwache eingetroffen und übernahmen die weiteren Rettungsversuche. Nun konnten wir uns doch noch das leckere Essen schmecken lassen.


Jetzt noch ein paar Worte zu unserem Fortbewegungsmittel, der MS Delphin.
Das Schiff ist 1973 gebaut, also schon bereits eine "alte Dame", wie sie sehr lieb von der Besatzung bezeichnet wird. Die Delphin ist ein Schiff für etwa 430 Passagiere mit einer maximalen Besatzung von 230 Leuten.
Auf dieser Reise waren wir jedoch nur 350 Passagiere und uns umsorgten 219 Besatzungsmitglieder. Diese waren zum großen Teil aus der Ukraine und die führenden Offiziere und die Staff waren Deutsche.
Der Service war auf der gesamten Fahrt exzellent und kann in einem vergleichbaren Hotelbetrieb mit 4-5 Sternen nicht besser sein.
Auch das Essen war vorzüglich und sehr abwechslungsreich. Als sehr angenehm haben wir auch die einzige Tischzeit am Abend im Restaurant empfunden, auch war die Leistung des Servicepersonals herausragend. Das Team war eingespielt und nicht ein einziges Mal erhielten wir eine Nachfrage nach der Menüwahl oder auch ein falsches Gericht.
Die Speisen haben sich während der gesamten Reise nicht wiederholt und waren auch geschmacklich durchaus abwechslungsreich.
Bei den Ausflügen muss man das erhöhte Preisniveau der örtlichen Reiseagenturen berücksichtigen, die vielfach in Anspruch genommen wurden. Sowohl in Grönland als auch in Island waren die Ausflüge jedoch reibungslos und sehr informativ.
Das Lektorenteam  bestand aus  5 Personen, allesamt sehr fachkundig und auskunftsfreudig. Neben einem Geologen, einer Ornithologin waren noch weitere 3 Biologen an Bord.
Bei den Landgängen standen die Lektoren meist über die Ortschaft oder Landschaft verteilt um den Passagieren Auskunft zu erteilen und die Sehenswürdigkeiten zu zeigen.
Die Zodiacfahrten wurden ebenfalls von den Lektoren begleitet, bzw. meist auch selbst gesteuert. Diese sind unbedingt jedem zu empfehlen.
Bei den Überfahrten Island-Grönland hatten wir sehr starken Seegang und man muss bedenken, das dieses Schiff keine großen Stabilisatoren hat. Da es jedoch über eine Eisklasse verfügt ist es eben bis zu einem gewissen Grad eisgängig und dies ermöglichte uns auch die Anfahrt in kleinere Fjorde, Buchten und Häfen.
Auch die Passage des Prins Christian Sundes bleibt wohl größeren Schiffen verwehrt, da sie kaum so manövrierfähig sind um den Eisbergen ausweichen zu können.
Wie haben auf dieser Reise in der Region Reykjavik ca. 500 km mit dem Mietwagen zurück gelegt und mit der MS Delphin eine Strecke von 3930 sm, das sind rund 7278 Kilometer.
Es wurde uns heute noch eine Information der Küche gegeben, wonach wir auf dieser Reise nachfolgende Lebensmittel verbraucht haben:
rund 2750 Liter Milch
10000 Fl Wasser, 2070 Fl. Wein, 800 Fl Sekt, 3600 Liter Fassbier, 5400 kg Fleisch,1890 kg Fisch, 22000 Brötchen, 760 Brote, 15500 Eier usw.
Dies alles verteilt auf 350 Passagiere und hoffentlich 219 Mitglieder der Crew in 18 Tagen an Bord der MS Delphin.
Alles in allem kann man nur hoffen, dass dieses Schiff weiter in dieser Form die Weltmeere befährt, denn es macht sehr großen Spass mit dieser "alten Dame" zu reisen.
So ganz langsam macht sich auch die Aufbruchstimmung nach 19 Tagen eines aufregenden, und unglaublichen Urlaubes breit.
ES WAR SUPER SPANNEND!
   
P.S. Es gibt noch so viel Wissenswertes über diese Region zu berichten, das würde den Rahmen einer kleinen Reiseinfo,wie dieser, sprengen.
Wer noch mehr erfahren möchte, kann mir gerne schreiben, ich habe eine Fülle an Material mitgebracht, natürlich auch einen Film und Stefan mehrere GB Fotomaterial.