Es wird, wie man auf der Karte sehen kann, eine Rundreise durch Marokko. Wir werden die Königsstädte sehen, in den Souks shoppen, in der Sahara übernachten und zum Hauptkamm des Hohen Atlas bis auf 2170 m fahren. Und der krönende Abschluss wird Marrakesch werden.
Es wird spannend!
Hier nun der Reisebericht
Nun sitzen wir bereits im Flugzeug der Royal Maroc Airline und sind auf dem Weg Richtung Casablanca.
Nachdem wir heute Morgen eine recht entspannte Anreise mit der Deutschen Bahn von Osnabrück nach Frankfurt hatten, sind wir mit gut einer Stunde Verspätung gestartet.
Unseren Reiseleiter, Dr. Kornelius Hentschel, konnten wir lokalisieren, obwohl er sich uns nicht zu erkennen gegeben hatte. Aber natürlich hatten wir uns im Vorfeld der Reise über unsere Begleitung informiert. Auch einige weitere Gruppenmitglieder konnten wir ausmachen, einige gaben sich mit ihren Kofferanhängern zu erkennen.
Nun begann das Rätsel, wie viele unserer Begleiter zu der Zunft der Pädagogen gezählt werden konnten, wir waren gespannt, obwohl wir ja mit unseren Freunden bereits zwei dieser Exemplare beisteuerten.
Nach der Landung mussten wir uns erstmal sammeln und dann hatten wir mit dem Bus noch eine ca 35 km weite Fahrt zu unserem Hotel, dem Novotel in Casablanca vor uns.
Das Hotel liegt wohl ganz zentral.
Ich melde mich mit weiteren Neuigkeiten.
Die Landung war einwandfrei, nur bei den Zollabfertigungen hatte es leider etwas gedauert.
Hier wird eben noch alles per Hand erledigt, nicht wie in Frankfurt, wo die Visage erstmal biometrisch eingescannt wurde.
Nach dem Zoll sammelte sich die Gruppe und man erhielt die ersten Eindrücke von den Mitreisenden, bei Studiosus naturgemäß natürlich Lehrer, Lehrer, Lehrer.
Unsere Geduld wurde dann noch hart auf die Probe gestellt, da wir noch auf ein Gruppenmitglied warten mussten, da sein Pass bereits abgelaufen war und ein neues Dokument ausgestellt werden musste. Nun gut.
So kamen wir erst so gegen 23:30 Uhr im Hotel an und leider blieb uns der Besuch von Ricks Bar in Casablanca dadurch versagt.
Am ersten Morgen in Marokko sammelten wir uns wieder und unser Reiseleiter stellte sich uns vor. Herr Dr. Hentschel ist aus Wien, jedoch ein gebürtiger Berliner, nein er legt Wert auf seinen Geburtsort Spandau. Er promovierte in Arabistik und Islamwissenschaft, somit blieb ihm mit diesen Fächern eigentlich nur die Wahl zwischen Diplomatie und Reiseleiter, wie er sagte. Er wurde Reiseleiter.
Wir begannen unsere Tour mit einem Berber als Busfahrer, der seinen Beruf sehr ernst nahm und uns sehr umsichtig und sicher durch dieses Land chauffierte.
Zunächst ging es in Casablanca also vorbei an Rick's Bar, übrigens wurde nicht eine einzige Szene dieses Kultfilmes in Marokko gedreht.
Casablanca wird durch einen Fluss in den alten Teil, der Medina, und einen neuen Teil, dem französischen Viertel unterteilt. Die Stadt ist mit 3,5 Millionen Menschen die Metropole Marokkos. Mit gut 50000 Studenten besitzt diese Stadt auch die größte Universität des Landes.
Wir sahen einige Studenten bei unserer Einfahrt in die Stadt nahe des Königspalastes, wo wir auch unseren ersten Stopp hatten.
Der Palast ist im maurischen Stil erbaut und von einer Mauer umgeben. Das Territorium umfasst jedoch noch weitaus mehr Gebäude, auch diverse Verwaltungsgebäude, Universitätsgebäude und eine komplette Pferderennbahn.
Im Moment regiert Mohammed VI. Marokko. Seit 1956 ist Marokko unabhängig und nach Mohammed V. bestieg Hassan II. 1961 den Thron, nach dessen Tod 1999 folgte ihm sein Sohn Mohammed VI. Nach einer Verfassungsänderung durch den aufgeschlossenen König Mohammed VI. erfolgten unter dem Eindruck des Arabischen Frühlings die ersten Parlamentswahlen. Die Mehrheit der Stimmen konnte die islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) für sich gewinnen.
Der zweite Stopp auf unserer Fahrt war die Große Moschee Hassan II., der größte Sakralbau der Welt. Hier finden bis zu 25000 Gläubige Platz. Das für den Orient typische Vierkantminarett misst eine Höhe von 210 Metern.
Wir konnten leider nur einen Blick von außen auf dieses Wahrzeichen der Stadt werfen, ein Blick in das Innere ist uns leider als Nicht-Moslems verwehrt. Nur zu bestimmten Zeiten ist die Moschee frei zugänglich.
Wir fuhren noch an der Stadtmauer der Medina vorbei und bewegten uns in die für uns zweite Königsstadt, Rabat, etwa 60 Kilometer nördlich von Casablanca gelegen.
Fährt man in die Stadt, dann hat man schon den richtigen Eindruck von der Hauptstadt Marokkos. Hier hat das Königshaus die gesamte Stadt, so scheint es, im Griff. Die sehr großzügigen Alleen sind von Gummibäumen und Palmen gesäumt.
Die Stadt blitzt und blinkt und ist von Polizei und der rot gekleideten Königsgarde beschützt, die Gebäude mit den roten Flaggen mit dem grünen Pentagramm beflaggt.
Hier findet man deutsche Nobelkarossen auch jüngeren Datums. In Casablanca konnten wir eher die abgelegten europäischen Limousinen bestaunen, die wir eigentlich bereits in der Schrottpresse wähnten.
Neben dem Marokkanischen Königshaus mit dem Monarchen, Mohammed VI., befinden sich in Rabatt das Parlament, die Academie Royale, Botschaften und verschiedensten anderen Institutionen. Unser erster Besichtigungspunkt ist der Königspalast mit den imposanten Gebäuden und Parks. Leider hatten wir keinen Zutritt und auch der direkte Blick auf den Palast an der Ostseite blieb uns verwehrt, wir wurden von den Palastwachen verscheucht. Jedoch ist der Prunk wohl auch hinter den Mauern unvorstellbar.
Rabatt liegt direkt am Atlantik ca. 100 km von Casablanca entfernt und hat seit neuestem auch einen ausgebauten Hafen, wo mit seiner Uferpromenade auch ein aufstrebender Yachthafen entsteht.
Wir besuchten das Mausoleum Mohammed V, ein bedeutendes Grabmal des islamischen Kulturkreises. Wir warfen einen Blick auf die Sarkophage von Mohammed V. und seines Sohnes Hassan II, dem Vater des heutigen Monarchen. Hassan II. hatte übrigens einen bedeutenden Einfluss auf die Nahostpolitik.
Nachdem wir unser Hotel bezogen hatten, konnten wir am Yachthafen einen kleinen Snack mit grandiosem Blick auf die Altstadt genießen.
Weiter ging es zur Chellah, einer verfallenen Meriniden-Nekropole, an deren Ort sich zu römischer Zeit die Stadt Sale befand.
Wir durchschritten ein imposantes Tor, welches übrigens sich auch auf dem 20-Dirham-Schein befindet. Die Anlage ist umgeben von einer Schutzmauer aus dem 14. Jhd.. Unübersehbar ist das Minarett der Moschee und dem Kuppelgrab des Sultans Hassan aus dem 14. Jhd.
Unser Reiseführer hatte Mühe unsere Aufmerksamkeit auf die ohne Frage bedeutenden Ruinen zu lenken, da sich auf geradezu jeder Erhebung ein besetztes Storchennest befand und zu dieser Jahreszeit auch die Familienplanung begann. Wir sahen jedoch auch noch die Kubus-Marabouts mit den islamischen Gräbern und beobachteten die Fütterung der Aale mit gekochten Eiern. Zeigen sich die Aale bei der Fütterung, so soll der Kinderwunsch in Erfüllung gehen, nun gut, weder der Wunsch bestand, noch bestände bei der Mehrzahl der Mitreisenden Damen ernsthafte Gefahr.
Dieser Ort hat eine fast mystische Ausstrahlung und hier hätten wir durchaus noch einige Zeit verweilen können. Weiter ging es durch kleine, schmale Gassen, die Häuser in weiß und blau getüncht. Einige Bewohner boten Souvenirs an. Wir kamen zu einem kleinen offenen Cafe mit einem schattigen Plätzchen und tollem Blick auf die Flussmündung. Hier genossen wir einen Minztee und das typische Gebäck aus Nüssen und Mandeln.
Von der Aussichtsplattform hatte man einen grandiosen Blick.
Vor dem Abendessen gingen wir nochmals zum Mausoleum um noch in der Abendsonne einige Fotos und Filmszenen zu machen. Ich hatte mein Stativ mit und wurde prompt nach einem Permit gefragt. Mehrmals wurde ich aufgefordert, die Aufnahmen zu beenden. Ich werde im Nachhinein darüber aufgeklärt, dass man befürchtete, man erstelle kommerzielle Filme.
Es wird mir auf dieser Reise noch einige Male so ergehen.
Wir ließen den Tag bei einem kleinen Rotwein ausklingen. Unsere Befürchtungen bzgl. des Alkoholausschankes in Marokko waren, Allah oder besser Mohammed sei Dank, unbegründet. Seit dem Mohammed VI. im Amt ist, wird in den meisten Hotels auch Alkohol ausgeschenkt, zumindest in geschlossenen Räumen.
3. Tag
Es ging früh los und wir machten uns auf in Richtung Meknes, es lagen 150 km bis Fes vor uns.
Wir verließen die Küstenregion und fuhren südöstlich zu unserer dritten Königsstadt Meknes, welche von Sultan Moulay Ismail geprägt wurde. Sie zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe. Unsere erste Besichtigung führte uns zum Mausoleum des Sultans. Wieder bestaunen wir die sehr filigran gearbeiteten Mosaiken und die reiche Ausschmückung. Auch die Koranhochschule Bou Inania aus dem 14, Jhd. beeindruckt sehr. Nach einem kleinen Mittagessen bei herrlichem Ausblick besuchten wir ein weiteres UNESCO Kulturerbe, die römische Ausgrabungsstätte Volubilis. Diese antike Stadt brachte uns unser Reiseleiter besonders nahe. Gut 2 Stunden vertieften wir uns bei mehr als angenehmen Temperaturen in die Antike. Am frühen Abend erreichten wir Fes. Vor dem Abendessen nahmen wir noch ein erfrischendes Bad im Pool. Unser Hotel lag oberhalb der Stadt und von einer nahe gelegenen Aussichtsplattform hatte man einen traumhaften Blick. Er erinnerte mich stark an den Blick auf Jerusalem vom Ölberg. Fes wird übrigens auch das „Jerusalem des Orients“ genannt. Ich lag also mit meiner Assoziation ganz richtig,
4. Tag
Unser Busfahrer brachte uns bis vor die mächtige Stadtmauer von Fes und es ging in Begleitung eines einheimischen Führers, den wir unterwegs aufgabelten, zu Fuß durch das Stadttor in die Altstadt von Fes.
Die Medina von Fes ist schon so ein klein bisschen so, wie man es sich aus „Tausendundeiner Nacht“ vorstellt. Die Gassen sind eng und sehr verwinkelt. Handwerker verschiedenster Gewerke haben ihre kleinen Werkstätten nebeneinander. Es herrschte ein reges Treiben.
Besonders neugierig waren wir auf die Gerber, die hoch über den Dächern der Medina ihre Farbbottiche haben und dort, wie vor hunderten Jahre das Leder gerben und einfärben.
Inmitten der Medina verbirgt sich das Mausoleum des Stadtgründers Idriss II.
Auch diverse Koranschulen und die Kairouana Moschee. Wir erhielten hier nun einen ersten Eindruck und tauchten tiefer in die Kultur des Landes ein.
Am frühen Abend hatten wir in einem Riad in Fes die Möglichkeit Kontakt zu drei jungen Frauen aus der gehobenen Mittelschicht aufzunehmen und uns etwas über das Leben als „Frau in Marokko“ berichten zu lassen.
Ein Riad ist übrigens ein Stadthaus mit einem Innenhof und den umliegenden Wohnräumen. Es ist dort in den heißen Sommermonaten durch teilweise recht üppige Begrünung angenehm kühl.
Bei Minztee und typischem marokkanischem Mandelgebäck berichtete uns ein ca 18 jähriges Mädel von ihren Lebensumständen.
Sie lebt am Stadtrand von Fes zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrer ebenfalls studierenden Schwester. Sie selbst studiert Germanistik und möchte in baldiger Zukunft in einer Schule unterrichten. Der Vater hat die Familie verlassen und lebt nun in Saudi Arabien, die Mutter hat in einem Krankenhaus eine Stelle als Physiotherapeutin.
Unsere Gesprächspartnerin beantwortete etwas schüchtern unsere Fragen zu den Gegebenheiten, wie z. B. dem Kopftuch. Sie war ein wenig überrascht, dass diese Themen uns so interessierten, es sei für sie und ihre Freundinnen überhaupt kein Thema, man sei sehr frei in der Entscheidung, allerdings sollte der Mann dies verlangen, müsse man sich entscheiden.
Sie hatte ebenfalls einen Wunsch uns eine Frage zu stellen und machte uns mit dieser einzigen Frage etwas sprachlos. Diese junge Marokkanerin wollte von uns wissen, ob es für sie problematisch sei in Deutschland einige Semester zu studieren. Sie hätte von der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gehört. Wir waren nicht in der Lage diese Frage einsilbig mit ja oder nein zu beantworten. Auch mussten wir ihr die bürokratischen Hürden bei z.B. der Arbeitserlaubnis zu bedenken geben.
Es war ein informatives, wenn auch ein etwas zu subjektiver Austausch, da es sich hier bei den Frauen um, wie schon gesagt, der Mittelschicht handelte. Bei einem sehr netten Essen im Riad trugen wir die Informationen zusammen.
Auf der Reise machten wir kulinarisch übrigens die verschiedensten Erfahrungen der Harissa, einer typischen marokkanischen Suppe mit Kichererbsen, der Tajine, in einer Art Römertopf, bei dem sich der Deckel konisch verjüngt, und den zum Dessert hier mit Zimt genossenen köstlichen Orangen.
Die marokkanische Küche ist leider nicht annähernd zu geschmackvoll gewürzt, wie es die Vielzahl der exotischen Gewürze erahnen ließen. Auch mit dem Salz geht man eher für europäische Gaumen sparsam um.
Allerdings hatten wir es dem amtierenden Monarchen, Mohammed VI. mehr oder weniger zu verdanken, dass wir wenigstens in den Genuss eines ganz passablen Rotweines kamen, der in der Region von Meknes angebaut wird.
5. Tag
Es lagen an diesem Tag gut 430 km vor uns und von Fes ging es hinauf in den Mittleren Atlas. Wir passierten Zedernwälder und Steineichen und bei einem kurzen Spaziergang durch ein zusammenhängendes Waldgebiet bei Azrou wurde, beim Anblick eines Berberaffen in den Baumgipfeln, eine Mitreissende von einem umherstreunenden Hund gebissen. Dies zwang uns im nächsten größeren Ort einen Stop zu machen, damit mit Immunglobulin gespritzt werden konnte. Unser Bus hielt inmitten des Ortes und wir hatten Zeit und Muße uns dem Treiben des alltäglichen Lebens hinzugeben. Es war für uns eine kurzweilige, wenn auch nicht gewollte Pause.
Nachdem die Patientin im örtlichen, königlichen Krankenhaus versorgt wurde, nebenbei erwähnt völlig kostenfrei, setzten wir unsere Fahrt über den 2180 m Col du Zad Pass fort. Wir fuhren weiter Richtung Süden in Richtung des Hohen Atlas. So langsam tauchten wir ein in die Welt der Wüste und Oasen. Durch die vielen und ausgiebigen Regenfälle der letzten Zeit war es noch verhältnismäßig grün und wir erlebten eine mancherorts blühende Wüstenregion, blühend in den Farben Blau, Geld und Weiß. Auch die Bergformationen des Atlas Gebirges sind vielfach mit einem grünlichen Flaum bedeckt. Dies kommt nach Auskunft unseres Reiseleiters nur alle 10 Jahre vor.
Nach 430 km und etwas kaputt erreichten wir erst recht spät unser Hotel in Erfoud.
6. Tag
Statt unseres Busses bestiegen wir jeweils zu viert einige Geländewagen und fuhren in die Wüstenlandschaft. Zunächst fuhren wir auf Schotterpisten in der Steppenlandschaft, die wiederum grünte und blühte, anschließend ging es querfeldein. Unser Ziel war das Art-Projekt des Landart-Künstlers Hannsjörg Voth. Es stammt aus Bad Harzburg und
Wir sahen uns zunächst die Installation der Himmelspforte, ein den Pyramiden ähnliches Gebäude, an, welches völlig einsam in der Weite der Landschaft steht und nach Mekka ausgerichtet ist. Man kann bis zur Spitze hinaufgehen und einen Blick über die Gegend genießen.
Die nächste Installation ist die "Stadt des Orion", eine Vereinigung von marokkanischer Architektur und moderner Kunst, anschließend kamen wir zu der Schnecke. Es ist ein gewaltiges Kunstobjekt und wir folgen dem Weg zur Spitze um dort noch einen Fuß in das Gewässer zu halten. Ich setze mich etwas abseits auf eine kleine Mauer und genieße die Weite und Stille der Landschaft. Die Sahara ist 12 Millionen qkm groß und somit die größte Wüste der Welt. Sie besteht zu weit über 80% aus Geröllwüste, nur ein kleiner Teil von nahezu 10% ist Dünengebiet. Neben der zurzeit grünen und blühenden Flora hatten wir leider nur wenige Berührungen mit der nicht zu vermutenden Fauna. Neben einigen weiteren Vögeln ist der häufigste Wüstenbewohner der Weißpürzelknicker.
Nur die Wüstenkäfer, sie sehen wir überdimensionierte Kakerlaken aus, zeigen sich uns in vielfältiger Pracht. Weitere Wüstenbewohner, wie
Wüstenspringmaus, Eidechsen, Schwarzkäfer, Wüstenfuchs (Fennek) bleiben unserem Anblick verwehrt.
Wir trafen mit den Geländewagen eher im Hotel in Erg Chebbi ein, als unser Gepäck mit dem Bus. So genossen wir erstmal ein kühles Bierchen an der Poolbar. In Erg Chebbi befanden wir uns nun mitten in der Sanddüne und von unserer Hotelterrasse hatten wir einen unbeschreiblichen Blick auf die Dünenlandschaft mit den vielen Kameltreibern im Vordergrund, die auf die allabendlichen Hotelgäste warteten. Wir hatten Glück mit dem Sonnenuntergang und den Temperaturen. Es war noch sehr angenehm, nur der Sundowner fehlte...
Am Morgen hat man ein wenig Wüstenfeeling, die Araber sagen dazu „Meer ohne Wasser“.
Die Sahara, mit 12 Millionen Quadratkilometer ist die größte größte Wüste der Welt und grenzt im Norden an Marokko,südlich an Mauretanien, Algerien und Sahel.
Im Süden Marokkos liegen zwei Sanddünengürtel: Erg Chebbi bei Merzougaund und Erg Chegaga bei M’hamid
Die Sanddünen erscheinen wie ein rot-gelbs Dünenmeer. Wagt mn einen Aufstieg am Kamm der Düne, die Füße rutschen und versacken beim Tritt, jeder Tritt löst eine kleine Lawine aus und wellenförmige Muster sind vom Wind auf den Sand gezeichnet. Nur das stachelige Halfagras wagt einen Blick aus dem Sand.
Antoine de Exupéry schreibt in Der kleine Prinz „Ich habe die Wüste immer geliebt. Man setzt sich auf eine Sanddüne . Man sieht nichts. Man hört nichts. Und währenddessen strahlt etwas in der Stille.“
7. Tag
Um den Sonnenaufgang genießen zu können mussten wir recht zeitig aus den Federn, sprich aus den Schlafsäcken, die natürlich auch auf dieser Reise wieder unsere Begleiter waren. Auf dieser Reise konnte ich übrigens meinen neu genähten Schlafsack der Feuertaufe unterziehen, hatte ich ihn extra neu anfertigen lassen.
Sehr schön ist das Farbenspiel der Wüste, sie leuchtet je nach Sonnenstand in den verschiedensten Tönen von Ocker über Orange-und Rottönen. Das Schattenspiel der Wüste zeichnet klare Formen und Farben.
Wir setzten unsere Reise fort, kamen zu dem nächsten Ort Merzouga, um dort einer Vorführung der Gnaoua, einer ethnischen Gruppe dieser Gegend beizuwohnen.
Die Gnaoua leben am Rande der Zivilisation und versetzen sich mit ihren afro-marokkanischen Klängen in einer Art von Trance.
Wir verließen die Wüstenregion und es ging wieder an Erfoud vorbei in Richtung des Hohen Atlas, entlang des Flusses Todra. Der Fluss hat sich tief in das Tal gegraben und bei einem kleinen Spaziergang durch die Schlucht konnten wir die steil aufrecht ragenden Felswände bestaunen. Der Fluss führte infolge des vielen Regens der letzten Wochen sehr viel Wasser, so dass uns der weitere Weg durch die Schlucht verwehrt blieb. Auch ein kleineres Hotel in der Schlucht hat die Naturgewalten zu spüren bekommen und ein Felsbrocken hat einen Teil des Gebäudes zerstört. Aber Gott sei Dank blieb die Toilette erhalten, für uns war dies ein nicht unwichtiger Aspekt.
Nun erkundeten wir noch die Oase Tinerhir.
Eine typische Kulturpflanze der Oasen ist die Dattelpalme, sie dient als Schattenspender, die Früchte dienen als Nahrungs- und Futtermittel, je nach Qualität der Früchte.
In den Trockenperioden der 80er und 90er Jahre hat eine Pilzerkrankung den Bestand stark dezimiert, welches ein großes Problem für die Bauern der Oasen darstellt.
Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang durch die grüne Wüstenoase Tafilalet, besser gesagt die Gruppe ohne uns, da ich aus Angst die etwas dürftige Brücke aus einem Baumstamm über den Fluss nicht überqueren wollte und Stefan etwas besorgt um seine Fotoausrüstung war.
So hatten wir Gelegenheit in dem Dorf das frühabendliche Leben zu beobachten, was auch nicht uninteressant war.
Wir übernachteten in einem Hotel in Boumalne nach den gefahrenen 290 Kilometern.
8. Tag
Wir gelangten nun in die Region des Dades, eines weiteren größeres Flusses der Atlasregion.
Mit Kleinbussen ging es zu verschiedenen Berberburgen rechts und links der Strecke, gesäumt von Silberpappeln und verschiedenen Oasengärten.
Wieder hatten wir die Gelegenheit einen kleinen Weg zu Fuß durch die Oase zurückzulegen und genossen dabei die reiche Vegetation und den Duft. Wir konnten nur erahnen, welchen betörenden Duft die Damaszener-Rose in deren Blütezeit in den bevorstehenden Wochen verströmen mag. Der herrliche Duft dieser Rosen wurde in zahlreichen Märchen aus 1001 Nacht beschrieben und ist noch heute einer der bedeutendsten orientalischen Düfte.
Aus den hier, nahe des Ortes El-Kelaa-M'Gouna, angebauten Rosen wird Rosenwasser und Öl hergestellt. Wir genossen einen kleinen Eindruck durch einen Hauch des Parfümöls auf unserer Haut.
Vor Einbruch der Dunkelheit, nach 170 km, erreichten wir den Heimatort unseres Busfahrers, Quarzazate, dem „Hollywood der Wüste“. In der Gegend um Quarzazate , zwischen Hohem Atlas und Antiatlas, ca. 200 Kilometer von Marrakesch entfernt, werden und wurden bedeutende Historienfilme gedreht. Auch bietet sich die Gegend vortrefflich für „Bibel-Filme“ an. Auch „Die Päpstin“ und der “Medicus“ wurden hier gedreht.
Hier bezogen wir das schlechteste Hotel unserer Reise.
9. Tag
Es stand der lange schon gefürchtete Weg über den Hohen Atlas an und unsere Befürchtungen wurden leider auch bestätigt.
Aber zunächst besichtigten wir die Wehrburg von Ait Benhaddou, einem UNESCO Kulturerbe. Es wurde und wird auch heute noch immer vielfach zu Filmaufnahmen genutzt. Wieder verwehret uns der hohe Wasserstand des Flusses ein näheres Besichtigen dieser alten Wehranlage.
Es ging nun in zahlreichen Haarnadelkurven hinauf über den Pass Tizi-n-Tichka mit der höchsten Erhebung mit 2260 Metern Höhe. Unser Busfahrer bewegte den Bus sehr souverän und ich hatte zu keiner Zeit auch nur den Hauch von Angst.
Oben am Pass angekommen, kamen wir auch schon in das schlechte Wetter und von einer auf die andere Minute zog ein dichter Nebel auf, von der Meerseite war eine Kaltfront herangezogen. Diese war jedoch nicht sonderlich störend, da sich Marrakesch bei ca. 20-23 °C auch viel besser erobern ließ. In den Tagen zuvor waren es einige Grade über 30 heiß.
Gleich nach der Ankunft in Marrakesch bezogen wir unser Hotel mit einer sehr schönen Gartenanlage und nach einer kurzen Pause im Hotel ging es auch schon in den Trubel der Medina.
Marrakesch ist eine sagenumwobende Stadt und sie wirkt im ersten Moment sehr wuselig. Wir tauchten auch gleich in das Leben der Medina tief ein und ließen uns von den Gassen und den Menschen gefangen nehmen. Die Altstadt ist verwinkelt, doch alle Gassen und Gässchen führen zu dem Platz in Marrakesch, dem Djemaa El Fna, dem bedeutendsten Platz Afrikas, wie es in meinem Reiseführer steht. Und dort angekommen, tauchten wir noch tiefer ein und genossen das allabendliche Schauspiel, wenn sich der Platz mit Leben füllt. Ab ca. 16.00 Uhr bauen unzählige mobile Garküchen ihre Stände auf und nicht nur die Touristen genießen die Köstlichkeiten der marrokanischen Küche. Da lachen einen auch schon mal ganze Schafsköpfe an.
Die Gaukler lachten nicht nur, sie verlangten auch für jegliches Bildmaterial ihren Preis. Für ein kleines Foto des Angetrauten mit einer vermeintlichen Giftschlange um den Hals zahlt man dann auch gerne mal einige Dirham. Zahlt man sie nicht, wird man vor der versammelten Menge auch gerne mal verteufelt. Es war eine so ganz andere Welt und gerade deshalb waren wir auch so gefesselt. Man könnte dem Schauspiel Stunden zusehen.
Unseren letzten Tag in Marrakesch verbrachten wir dann auch fast ausschließlich in der Medina, mit diversen Besuchen, auch eines Gewürzhändlers, der uns die Gewürze des Orients nahebrachte, und im Photographiemuseum, welches eine tolle Sammlung von Fotografien aus von der Jahrhundertwende des 1900 Jh. ausstellte.
Zum Abschluss nahmen wir noch einen frisch gepressten Orangensaft auf der Terrasse des legendären „Cafe de Paris“ am Djemaa El Fna und dann ging es in einer Kutsche zurück zum Hotel. Am nächsten Morgen ging es mit dem Flieger via Casablanca zurück nach Frankfurt und von dort dann noch die letzte Strecke mit der Bahn nach Osnabrück.
Es war eine sehr beeindruckende Reise, mit sehr informativen Hintergründen zu Kultur und Religion des Landes, die uns unser Reiseleiter, Herr Dr. Hentschel, vermittelte. Auch sind uns viele Gedanken zum Islam vermittelt worden, worüber es gilt noch intensiver nachzudenken. Das Land hat mich sehr gefangen genommen durch seine vielfältige Natur, die Abwechslung der Landschaft hatte ich nicht annähernd erwartet. Durch die heftigen Regenfälle vor unserer Reise war die Landschaft noch ein Tick fantastischer. Die Menschen sind uns meist freundlich begegnet und ich fühlte mich auch zu keiner Zeit bedroht, auf der gesamten Reise gab es auch keinen Zwischenfall, wie z.B. Taschendiebstahl, wovor wir durch etliche Hinweise in den Reiseführern gewarnt wurden.
Nun kann ich ja auch die Eingangsfrage beantworten, auf dieser Reise waren 17 Lehrer mit von der Partie.
Die Bewertung dieser Tatsache überlasse ich mal jedem Leser selbst.